Mensch macht Puma zu Angsthasen

Der Puma gehört zu den größten Katzen der Welt. Hört er allerdings eine menschliche Stimme, wird der gefürchtete Räuber selbst zum Angsthasen. Das habe Folgen für sein Jagdverhalten und für andere Wildtiere, berichten Forscher.

Der Mensch ist das gefährlichste Raubtier. Weltweit töten menschliche Jäger - dank technischer Hilfsmittel - erheblich mehr ausgewachsene Tiere als alle anderen Räuber, wie eine Studie vor zwei Jahren analysiert hat. In den Ozeanen erlegen Menschen demnach etwa 14-mal mehr Beute als Raubfische, an Land gut neunmal mehr Bären, Wölfe und Löwen als tierische Räuber.

Die Studie

„Fear of the human ‘super predator’ reduces feeding time in large carnivores“, Proceedings of The Royal Society B, 20.6.2017

So gesehen ist es wenig überraschend, dass sich letztere vor uns Zweibeinern fürchten - wie sehr, zeigt eine Studie an Pumas. Schon zuvor hatten die Forscher um Justine Smith von der University of California (Santa Cruz) beobachtet, dass sich wildlebende Pumas in den Santa Cruz Mountains in Kalifornien nur mehr sehr kurz mit ihren Opfern beschäftigen. Gleichzeitig erlegen die Raubkatzen hier etwa ein Drittel mehr Wildtiere als früher.

Puma nimmt Reißaus

Wie die aktuellen Beobachtungen nahelegen, dürfte dieses veränderte Verhalten tatsächlich mit der menschlichen Anwesenheit im Lebensraum der Tiere zu tun haben. Denn anders als früher halten sich dort heute viel mehr Menschen auf. Häuser wurden gebaut und viele verbringen ihre Freizeit in den Bergen.

Video: Puma reagiert auf Stimmen

In ihren Experimenten hatten die Forscher Pumas wahlweise menschliche Stimmen oder Froschklänge aus der Konserve vorgespielt, und zwar auf Plätzen, wo die Räuber üblicherweise ihre Beute verzehrten. Das Verhalten der Tiere wurde mit dort installierten Kameras aufgezeichnet.

„Wir stellten fest, dass die Katzen fast immer vor den menschliche Stimmen flüchteten, vor dem Quaken der Frösche fast nie“, erklärt Smith in einer Aussendung. In Zahlen: Bei Menschen nahmen die Pumas in 83 Prozent der Fälle Reißaus, bei Fröschen nur ein einziges Mal.

Folgen für Tierwelt

Die Aufnahmen zeigten auch, dass es eine Weile dauert, bis die Raubkatzen zu ihrer Beute zurückkehren. Und häufig verzehren sie nicht einmal das ganze Tier. Laut den Forschern fressen die Pumas insgesamt nur halb so viel, als wenn sie völlig ungestört wären.

Das erkläre auch, warum sie in der heute von Menschen geprägten Umgebung mehr Wildtiere wie z.B. Rehe oder Hirsche töten als früher - einfach um satt zu werden. Der Mensch muss also gar nicht als Jäger auftreten, seine Anwesenheit allein hat weitreichende Folgen für die Tierwelt.

Eva Obermüller, science.ORF.at

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