Wie Menschen Vögel im Wald stören

Menschen stören Vögel im Wald mehr als bisher gedacht. Schweizer Forscher haben erstmals die Wirkung von Freizeitaktivitäten während der frühen Brutzeit experimentell überprüft. Bereits geringe Störungen dieser Art vertrieben dabei viele Vogelarten.

Gerade in der Zeit, wenn Vögel im Frühjahr ihr Territorium für die Brut und Aufzucht ihrer Jungen wählen, reagieren sie besonders empfindlich auf Störungen. Wie stark Waldvögel reagieren, wurde aber bisher kaum untersucht. Forscher um Lukas Jenni von der Vogelwarte Sempach in der Nähe von Luzern haben dies zum ersten Mal in einem Experiment überprüft.

15 Prozent weniger

In einem von Menschen im Frühjahr kaum besuchten Waldgebiet in Frankreich teilten Jenni und seine Kollegen jeweils zwölf Test- und Kontrollzonen ein, die sich in Größe und Waldstruktur nicht unterschieden. Während mehrerer Wochen im Frühjahr liefen die Forscher täglich zwischen ein- und dreimal mit einem Lautsprecher durch die Testzonen, der menschliche Stimmen in normaler Gesprächslautstärke abspielte.

Studie

“Experimental evidence of human recreational disturbance effects on bird-territory establishment http://rspb.royalsocietypublishing.org/content/284/1858/20170846), Proceedings of the Royal Society B, 12. 7. 2017

„In praktisch jedem Wald gibt es mehr menschliche Aktivität als in unserem Projekt. So konnten wir den Einfluss geringer Freizeitaktivität untersuchen“, kommentierte Jenni. In den Kontrollzonen blieben die Waldvögel ungestört.

Später in der Brutzeit zählten und bestimmten die Wissenschafter die in den jeweiligen Zonen angesiedelten Vögel. Das Ergebnis: Selbst bei wenig menschlicher Aktivität hatten sich im Schnitt 15 Prozent weniger verschiedene Vogelarten und auch insgesamt 15 Prozent weniger Vögel in den Testzonen angesiedelt. „Dass bereits so geringe Intensitäten menschlicher Freizeitaktivitäten die Vogelwelt im Wald derart verändern, war vorher nicht bekannt“, betonte Jenni.

Bei Wanderwegen auf störungsfreie Zonen achten

Die Studie hatten die Wissenschaftler abseits von Wegen durchgeführt, da Waldwege auch die Waldstruktur verändern. „Waldwege sind ein bisschen wie Waldränder“, so Jenni. „Wir wollten den Effekt der Anwesenheit von Menschen bestimmen und dabei ausschließen, dass sich Vögel aufgrund der Waldstruktur anderswo ansiedeln.“

„Unsere Erkenntnisse zeigen, dass man bei der Planung und dem Management von Wander- und Spazierwegen auf ausreichend große störungsfreie Zonen achten sollte“, sagte der Experte. Das Wegenetz sollte nicht so dicht sein, dass scheue Vogelarten keine Zuflucht mehr fänden, wo sie sich ungestört ansiedeln könnten. „So können Konflikte bereits in der Planungsphase verhindert werden.“

science.ORF.at/APA/sda

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