Eine App gegen Bienenschädlinge

Die Varroamilbe ist ein gefürchteter Bienenschädling. Ein Imker und ein Entwickler aus Österreich arbeiten derzeit an einer Smartphone-App, die beim Kampf gegen einen Befall und somit gegen das weltweite Bienensterben helfen soll.

Mit dem Auge beziehungsweise mit der Hand zählen Imker derzeit jede tote Varroamilbe, die neben anderem Gemüll (so bezeichnen Imker die Reste auf der Bodenplatte, Anm.), etwa Bienenteilen, Insekten und Wachsstücken, auf die Bodentasse eines Bienenstocks fällt: „Wir zählen noch händisch und rechnen dann hoch – abhängig von Jahreszeit und Volksstärke – und können so von den toten Milben auf die Gesamtpopulation rückschließen“, erklärt Wolfgang Wimmer, Geschäftsführer der EcoDesign Company und selbst Imker. Bei mehr als 1.000 Milben liegt eine Varrose vor, dann sollte eine Therapie erfolgen.

Zu warme Winter

In den letzten acht Jahren sei die Varroamilbe immer gefährlicher geworden. „Im Herbst und im Winter wird es immer wärmer und die Bienen pflegen daher weiter Brut. Das ist an sich nichts Schlechtes, aber auch die Varroamilbe kann sich so weitervermehren, indem sie sich ausschließlich in der Brut vermehrt,“ so Wolfgang Wimmer.

Rund 23 Prozent der Honigbienenvölker haben laut einer Studie der Universität Graz den letzten Winter in Österreich nicht überlebt. Bei den toten Völkern konnte häufig ein hoher Befall mit der Varroamilbe und dem Flügeldeformationsvirus nachgewiesen werden.

Via App Schädlingsbefall berechnen

Eine Möglichkeit, den Parasiten ohne Chemie zu bekämpfen, ist mit Wärme. Ein Gerät dafür, den „Varroa Controller“ hat Wolfgang Wimmer entwickelt. Den richtigen Zeitpunkt für die Wärmetherapie, den soll künftig die App „Varroa Counter“ bestimmen, an der Wolfgang Wimmer gemeinsam mit Werner Toplak vom Toplap, einer Firma, die Apps für komplexe Systeme entwickelt, gearbeitet hat.

Video: Wie die App funktioniert

Dazu braucht es nur ein Foto vom Gemüll: „Man zieht die Gemüll-Tasse heraus, wählt die Größe des Bienenstocks aus, positioniert die Kamera und macht ein Bild,“ beschreibt Werner Toplak die Arbeitsschritte mit dem Smartphone.

Diagnose per Klick

Algorithmen werten das Foto dann aus und errechnen, wie stark das Bienenvolk von Varroamilben befallen ist und den optimalen Behandlungszeitpunkt. Werner Toplak hofft auf viele Gemüll-Fotos: „Es wäre wichtig, dass sich viele Imkerinnen und Imker beteiligen und Fotos per Mail an uns schicken, damit wir das Zählergebnis und den Service verbessern können.“

Für das Foto und die Auswertung am Bienenstand müssen Imker mit ihrem Smartphone aber nicht online sein. Die App befindet sich derzeit noch in der Beta-Phase, in den nächsten Wochen sollen Imkerinnen und Imker den „Varroa Counter“ dann testen können.

Julia Gindl, Ö1-Wissenschaft

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