Der Mond ist überraschend wasserreich

Lange hat der Mond als trocken gegolten. Seit rund zehn Jahren mehren sich die Hinweise, dass das nicht stimmt. Satellitenbilder lassen nun darauf schließen, dass der Mondmantel ähnlich wasserreich ist wie der Erdmantel.

Das berichteten die US-Astronomen Ralph Milliken und Shuai Li, die Daten der indischen Mondsonde „Chandrayaan-1“ analysiert haben.

In vulkanischem Auswurfmaterial

Dass der Mond lange Zeit als trocken galt, hat mit seiner Entstehungsgeschichte zu tun. Die meisten Forscher gehen davon aus, dass er durch die Kollision mit einem etwa marsgroßen Himmelskörper aus der jungen Erde herausgeschlagen wurde. Das Wasser kann die Hitze dieses Zusammenstoßes normalerweise nicht überstanden haben. Doch bereits 2008 waren Forscher in Mondproben der „Apollo“-Missionen auf Spuren von Wasser in kleinen vulkanischen Glaskügelchen gestoßen.

Mit einem aufwendigen Analyseverfahren konnten Milliken und Li nun in den Raumsondendaten nach Hinweisen auf Wasservorkommen über weite Teile der Mondoberfläche fahnden. Ergebnis: „Sie sind über die Oberfläche verteilt, was bedeutet, dass der Wasserfund in den ‚Apollo‘-Proben keine einmalige Sache ist“, erklärte Milliken. „Vulkanisches Auswurfmaterial auf dem Mond scheint allgemein wasserreich zu sein, was nahelegt, dass für den Mantel dasselbe gilt.“

"Supermond", aufgenommen im November 2016 in Südafrika

AFP

„Supermond“, aufgenommen im November 2016 in Südafrika

Wasser für die Mondforscher

Woher das Mondwasser stammt, ist noch rätselhaft. „Die sich mehrenden Hinweise für Wasser im Mond legen nahe, dass das Wasser entweder doch irgendwie ‚überlebt‘ hat oder dass es kurz nach der Kollision von Asteroiden oder Kometen mitgebracht wurde, bevor der Mond ganz erstarrt ist“, erläuterte Li.

Die Wasservorkommen auf dem Mond könnten praktischen Nutzen für die Erforschung des Erdtrabanten haben, meinen die beiden Forscher. Immerhin enthalten die vulkanischen Kügelchen in den „Apollo“-Proben 0,5 Promille Wasser - und das könnte sich potenziell extrahieren lassen.

„Frühere Studien haben nahegelegt, dass es in den schattigen Regionen der Mondpole Wassereis gibt“, sagte Li. „Das vulkanische Material befindet sich aber an Stellen, die viel einfacher zu erreichen sind.“ Sein Fazit: „Alles, was künftigen Monderforschern erspart, große Mengen von Wasser von zu Hause mitzubringen, ist ein großer Schritt nach vorne – und unsere Arbeit schlägt eine neue Alternative vor.“

science.ORF.at/dpa

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