Wie leicht sich „Fake News“ verbreiten lassen

Wie schnell sich falsche Nachrichten im Internet verbreiten, zeigt ein Experiment deutscher Forscher. In einem Nachrichtenblog veröffentlichten sie Falschmeldungen. Mit ein paar Tricks erzielten sie in wenigen Tagen große Reichweiten unter rechten Usern.

„Der Volksbeobachter“ nannten die Forscher um Wolfgang Schweiger von der Universität Hohenheim ihr gefaktes Nachrichtenportal. Die Namenswahl, die an die NSDAP-Zeitung „Völkischer Beobachter“ erinnert, war nicht zufällig, ging es doch darum, sehr gezielt bestimmte Zielgruppen anzusprechen.

Zusätzlich zum Blog und seiner Facebook-Seite legten Mitarbeiter des Kommunikationswissenschaftlers vier falsche Nutzerprofile an, die sich auf rechtspopulistischen Seiten herumtrieben und sich dort mit „Gleichgesinnten“ anfreundeten. Durch gezielte Likes und Kommentare konnten die falschen Nutzer in wenigen Wochen ein tragbares Netzwerk aufbauen.

Offensichtliche Fehler

Dann starteten sie ihre Nachrichtenoffensive mit Meldungen, die - hätte man genau gelesen - recht einfach als falsch entlarvt werden hätten können. Unter der Überschrift „Gratis-Sex für Asylanten - Landratsamt zahlt!“ ging es zum Beispiel um Prostituierte, die in dem - erfundenen - Ort Bad Eulen Asylwerber bedienen.

Weitere Meldungen lauteten etwa „Name missfällt: Grüne wollen Café ‚Mohrenkopf‘ schließen“ und „Mark Zuckerberg entschuldigt sich bei Flüchtling!“. Die „Gratis-Sex“-Meldung erreichte in nur vier Tagen 11.000 Menschen. Über 150 Personen teilten die Nachricht. Fehler wie der fiktive Ort und die fragwürdige Nachrichtenquelle schienen die Interessenten dabei nicht weiter zu stören.

Wenig Aufwand für Filterblasen

Am Ende des Experiments - das nur rund 60 Arbeitsstunden benötigte - deckten die Forscher den Schwindel auf und ergänzten Erklärungen auf der Seite des „Volksbeobachters“: „Das Experiment ist nun abgeschlossen. (...) An dieser Stelle sei nachdrücklich auf die Gefahr der unbedachten Verbreitung von Inhalten online und in den sozialen Medien hingewiesen.“ Damit erreichten sie allerdings bei Weitem nicht so viele Menschen wie mit den zuvor verbreiteten falschen Nachrichten.

Gegenüber dem SWR, der das Experiment für eine Dokumentation begleitet hat, erklärt Schweiger das System so: „Ein Großteil dieser rechten Filterblasen, die wir so erleben, wird von relativ wenigen Leuten verursacht, die aber immens aktiv sind.“ Und je mehr Informationen man aus Sozialen Netzwerken beziehe, desto größer werde das Problem.

science.ORF.at

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