CO2 verringert Proteingehalt von Getreide

Die steigenden CO2-Werte in der Atmosphäre heizen nicht nur die Erde auf. Laut einer neuen Studie verändern sie auch die Nährstoffe von Getreide: Reis etwa könnte über sieben Prozent seines Proteingehalts verlieren - was neue Ernährungsprobleme bringen würde.

Zusätzlich rund 150 Millionen Menschen könnten bis 2050 deshalb unter Eiweißmangel leiden, berichtete ein Team um den Umweltwissenschaftler Samuel Myers von der Universität Harvard. Für ihn ein weiteres schlagendes Argument, „den menschengemachten CO2-Ausstoß zu verringern“.

Mechanismus unklar

Derzeit beziehen weltweit 82 Prozent der Menschen den Großteil ihres täglichen Eiweißbedarfs aus Pflanzen. Mit steigendem CO2 verschieben sich laut dem amerikanischen Global Change Research Program (USGCRP) die biochemischen Bilanzen im Pflanzenkörper - und damit auch der Nährstoffgehalt.

Wie der Mechanismus genau funktioniert, ist laut Myers unklar. Ihre Studien, bei denen die Forscher Felder hohen CO2-Konzentrationen ausgesetzt haben, liefern aber eindeutige Ergebnisse. Die gleiche Menge an Pflanzen verliert deutlich an Eiweißstoffen. Hochgerechnet bis Mitte des Jahrhunderts verliert Reis 7,6 Prozent seines Proteingehalts, Weizen knapp acht Prozent, Kartoffeln 6,4 Prozent und Gerste gar über 14 Prozent.

Von Proteinmangel besonders betroffen wären ärmere Länder, in denen viel Protein aus diesen Pflanzen bezogen wird: das subsaharische Afrika etwa, wo Menschen heute schon zu wenig Eiweiß zu sich nehmen, und Südasien, wo Reis zum Standardmenü gehört. In Indien alleine sind zusätzlich 53 Millionen Menschen von Proteinmangel bedroht, haben die Forscher errechnet.

Auch Eisen und Zink betroffen

Der CO2-Anstieg wirkt sich aber auch auf die Produktion anderer Nährstoffe aus. In einer weiteren Studie von Myers zeigte sich, dass auch der Eisengehalt von Nutzpflanzen schwindet. Dadurch könnte auch Eisenmangel für viele Menschen zu einem Problem werden. Myers fand in einer früheren Studie bereits einen ähnlichen Zusammenhang für Zink.

Mangelernährung wirkt sich direkt auf die Gesundheit aus, Myers spricht sich deshalb in einer Aussendung besonders für Gegenstrategien in ärmeren Ländern aus: „Hier müssen sich vielseitigere und nährstoffreichere Ernährungsweisen durchsetzen. Auch das Anreichern von Pflanzen mit Nährstoffen oder der Umstieg auf Pflanzen, die nicht so empfindlich auf den CO2-Anstieg reagieren, wäre denkbar - und natürlich müssen wir so rasch wie möglich die weltweiten CO2-Emissionen reduzieren.“

Anita Zolles, science.ORF.at

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