Korrektur für Fachartikel - von einer Katze

35 Jahre lang galt der Kater „Bruce“ als Autor eines Artikels in einem angesehenen Philosophie-Journal. Das ist nun vorbei: Das Fachblatt hat die Identität des Verfassers gelüftet.

Die Geschichte beginnt im Jahr 1982 - jenes Jahr, in dem das Musical „Cats“ am Broadway Premiere hatte. Und jenes Jahr, in dem sich auch die Philosophengemeinde an der Gewandtheit einer Katze erfreute.

Damals erschien im „Australasian Journal of Philosophy“ ein Beitrag von einem gewissen Bruce Le Catt. Der Autor diskutierte die Frage: „Wie funktioniert Wahrnehmung mit Sehprothesen?“ - und bezog sich darin auf einen zwei Jahre zuvor erschienenen Artikel des prominenten Philosophen David Lewis.

Katze, auf dem Schoß ihres Besitzers, legt die Pfoten in ein Buch

KATSUMI KASAHARA/AP/dapd

Können Katzen philosophieren?

Soweit, so unspektakulär. Insider wussten freilich, dass es sich bei dem Beitrag um einen akademischen Scherz handelte. Bruce Le Catt war nämlich kein gewöhnlicher Autor, sondern das Haustier von David Lewis. Der amerikanische Philosoph hatte - via Katzenpseudonym - seinen eigenen Artikel kommentiert.

„Wir möchten hinweisen ...“

Das war den Herausgebern des „Australasian Journal of Philosophy“ kein Dorn im Auge gewesen, doch kürzlich, mit 35 Jahren Verspätung, erschien auf der Website des Journals eine offizielle Klarstellung. Darin heißt es: „Wir wollen festhalten, dass es sich bei ‚Bruce Le Catt‘ um ein Pseudonym des Autors David Lewis handelt.“

Auslöser dieser etwas humorlosen Richtigstellung ist der amerikanische Philosoph Michael Doherty. Er weist darauf hin, dass die jüngeren Fachkollegen sich der wahren Identität des Autors wohl nicht bewusst seien. Eine Korrektur in der Autorenzeile diene also der Wahrung wissenschaftlicher Integrität.

Allzu groß dürfte der Schaden, entstanden durch etwaige Verwirrungen, nicht gewesen sein. Die Arbeit von Bruce Le Catt wurde bislang vier Mal zitiert.

Robert Czepel, science.ORF.at

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