Fasten verjüngt die innere Uhr

Hungernde Mäuse leben länger. Forscher haben nun eine neue Erklärung für das Phänomen gefunden: Fasten sorgt dafür, dass die innere Uhr im Alter genauso gut funktioniert wie eine junge.

Die innere Uhr bestimmt, wann wir müde oder aktiv sind und wann wir Hunger haben. Das gilt für die allermeisten Lebewesen, sogar für Einzeller. Angeregt wird der molekulare Taktgeber durch Licht und Dunkelheit.

Im Lauf des Lebens kann sich der Rhythmus verändern. Laut Forschern um Paolo Sassone-Corsi von der University of California, Irvine, dachte man bisher sogar, dass z.B. die Stammzellen in älteren Organismen gar keinen inneren Rhythmus mehr folgen und dass dies den Alterungsprozess vorantreibt. Wie ihre Mäuseexperimente nun zeigen, geht der Takt aber nicht grundsätzlich verloren.

Andere Aufgaben für alte Zellen

Dafür haben sie junge (Alter: drei Monate) und ältere (Alter: über 18 Monate) Mäuse verglichen, anhand von Gewebsproben aus der Haut, den Muskeln und der Leber, die sie in Abstand von vier Stunden entnahmen.

Der Stoffwechsel in den Stammzellen der älteren Tiere verlief demnach weiterhin im 24-Stunden-Takt. Aber die innere Uhr übernahm andere Funktionen. Das heißt, sie aktivierte nicht mehr dieselben Gene wie bei jungen Mäusen und erzeugte andere Proteine. Laut den Forschern ist diese „Umprogrammierung“ eine Reaktion auf Schäden im Erbgut und schwächer werdende Reparaturmechanismen. Dadurch können die Zellen Energie nicht mehr so effizient verarbeiten.

Sich jung hungern

Ob man den Prozess aufhalten könnte, wurde in einer weiteren Studie an alternden Mäusen getestet. Die Nagetiere wurden sechs Monate auf Diät gesetzt. Sie erhielten um 30 Prozent weniger Kalorien als die Vergleichsgruppe.

Und das Fasten zeigte Wirkung. Analysen von Stammzellen aus der Haut ergaben: Ihre innere Uhr erfüllte die Aufgaben in gleicher Weise wie bei jungen Tieren. Laut den Forschern bleibt das Gewebe durch die Hungerkur jung und die Taktgeber in den Stammzellen behalten ihre ursprünglichen Funktionen.

Die Studien liefern damit eine weitere Erklärung dafür, warum Fasten das Leben von Würmern, Fliegen, Mäusen und Affen verlängert. Ob es auch im menschlichen Organismus verjüngend wirkt, ist allerdings bis heute nicht eindeutig belegt.

Eva Obermüller, science.ORF.at

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