Japanische Flechtkunst im Nanoformat

Forscher haben ein Nanogewebe aus Molekülfäden hergestellt, das an eine spezielle japanische Flechtkunst erinnert. Auf diese Weise konnten sie ein vollständig organisches Nanogewebe erzeugen.

Das Gewebe beruht dabei auf einem sogenannten Kagome-Muster, das aus der japanischen Korbflechtkunst bekannt ist. Es besteht nicht wie die meisten Gewebe aus senkrecht verknüpften Kett- und Schussfäden, sondern besitzt drei Achsen: zwei Kettfäden, die übereinander liegen und nicht verflochten sind, und einem Schussfaden, der das Gewebe verriegelt, wie die ETH Zürich in einer Aussendung schreibt.

Die Studie

„A triaxial supramolecular weave“, Nature Chemistry, 24.7.2017

Es gibt bereits Nanomaterialien aus rechtwinklig verwobenen Fäden, wie bei klassischen Geweben, doch dies sei das erste Nanogewebe aus drei Strängen, hieß es weiter. Der Grundbaustein der Fäden sei ein spiralförmiges Peptid, das mit dem natürlichen Eiweiß Kollagen verwandt sei. An den Enden sind scheibenförmige Moleküle (sogenannte Perylen-Monoimide) befestigt, die aneinander haften können und so automatisch die Bausteine zu langen Fäden verbinden.

Robustes Gewebe

Das „Weben“ diese Fäden zu einem Kagome-Muster funktioniere dank des speziellen Designs der Bausteine praktisch von allein, wenn man sie in Lösung abkühlen lasse. Dabei seien die Länge der spiralförmigen Bausteine und die Abstände zwischen den haftenden Elementen so gewählt, dass entlang der Fäden abwechselnd oben und unten Vertiefungen entstehen.

In die obere „Spalte“ passt jeweils ein um 60 Grad, in die untere ein um 120 Grad gedrehter Faden. Fäden ordnen sich selbst entsprechend an, die Perylen-Monoimide sorgen dabei für den Zusammenhalt. So entsteht das dreiachsige Kagome-Gewebe, das viel stabiler und robuster sei als die Einzelfäden.

„Durch das perfekte Zusammenspiel der molekularen Bausteine konnten wir ein völlig neues, selbstorganisierendes Gewebe mit einer faszinierenden Topologie herstellen“, sagte die Forscherin Helma Wennemers. Anwendungsmöglichkeiten sehen die Wissenschaftler beispielsweise in der Entwicklung neuartiger Katalysatoren, in der Sensorik oder auch in der Gasspeicherung und -reinigung.

science.ORF.at/APA/sda

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