Methan aus Feuchtgebieten verstärkt Klimawandel

Eine unheilvolle Rückkopplung: Die Klimaerwärmung erhöht den natürlichen Methan-Ausstoß aus Feuchtgebieten. Das Treibhausgas wiederum heizt den Klimawandel an. Eine Studie hat den Effekt für die Zukunft berechnet.

Reisanbau, fossile Brennstoffe und rülpsende Kühe: Neben dem Methan-Ausstoß aus menschlichen Aktivitäten gibt es auch natürliche Quellen des Treibhausgases, darunter Feuchtgebiete und seichte Gewässer. Wie sich deren globale Methan-Emissionen in Zukunft angesichts steigender Temperaturen und sich ändernder Niederschlagsmuster entwickeln werden, war bisher nicht klar.

Ein internationales Forscherteam mit Beteiligung der schweizerischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) und der ETH Zürich ist dieser Frage auf Basis von Klima- und Vegetationsmodellen nachgegangen. Ihr Fazit: Der Klimawandel steigert den Methan-Ausstoß aus Feuchtgebieten, was wiederum den Klimawandel verstärkt. Diese Rückkopplung müsse bei den Klimaschutzmaßnahmen berücksichtigt werden, fordern die Wissenschaftler.

Entwicklung nicht berücksichtigt

Die Forscher um Zhen Zhang von der WSL und der Montana State University haben zum einen ermittelt, wie sich die Ausdehnung von Feuchtgebieten weltweit mit dem Klimawandel verändert. Zum anderen haben sie die Methan-Produktion dieser Gebiete in Abhängigkeit von den steigenden Durchschnittstemperaturen untersucht. Methan entsteht durch biologische Abbauprozesse, die bei höheren Temperaturen schneller verlaufen.

„Es braucht ein Modell, das diese beiden Entwicklungen integriert - das ist die eigentliche Innovation unserer Studie“, sagt Studienautor Niklaus Zimmermann von der WSL. Im Sachstandsbericht des Weltklimarats IPCC sei diese Entwicklung bisher nicht berücksichtigt worden.

Zwar werde die Fläche der Feuchtgebiete in den Tropen aufgrund veränderter Niederschlagsmuster leicht abnehmen, aber ihr Methan-Ausstoß wegen der steigenden Temperaturen zunehmen, so der Forscher. „Sie machen den größten Anteil der gesteigerten Methan-Emissionen aus Feuchtgebieten aus.“ Im Norden wird das Schmelzen des Permafrostes neue Feuchtgebiete entstehen lassen, die zusätzlich zur Methan-Produktion beitragen. Aufgrund der immer noch relativ kühlen Temperaturen leisten sie jedoch einen kleineren Anteil als die tropischen Feuchtgebiete.

Trockenlegen keine Option

Selbst wenn die Klimaschutzziele des Pariser Abkommens umgesetzt werden, die auf eine Begrenzung der Erderwärmung auf unter zwei Grad Celsius gegenüber der vorindustriellen Zeit abzielen, werde der Rückkopplungseffekt der Feuchtgebiete den Klimawandel weiter anheizen, so die Forscher.

Das Trockenlegen dieser Gebiete als Gegenmaßnahme sei keine Option, betonen die Studienautoren. Denn Feuchtgebiete erfüllten wichtige Aufgaben als Pufferzonen bei Überschwemmungen, für den Erhalt der Artenvielfalt und als globale Kohlendioxidsenken. Stattdessen müssten von Menschen verursachte Treibhausgas-Emissionen noch ehrgeiziger gesenkt werden, um Rückkopplungseffekte wie den beschriebenen zu kompensieren und das Zwei-Grad-Ziel noch zu erreichen.

science.ORF.at/APA/sda

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