„Konfliktscheu und kompromissbereit“

„In Österreich sind wir konfliktscheu, es gibt oft faule Kompromisse“, so kommentiert Georg Kapsch, Präsident der Industriellenvereinigung, das Generalthema des Forum Alpbach bei der Pressekonferenz mit Hannes Androsch vor den Technologiegesprächen.

Beide Begriffe, „Konflikt und Kooperation“, seien per se weder gut noch schlecht, sagt Kapsch Während ein grundsätzliches Konfliktpotenzial um Ressourcen wie Geld, geistiges Eigentum oder hoch qualifiziertes Personal bestehe, seien Konflikte auch kreativitätsfördernd.

Konfliktpotenzial

Weiteres Konfliktpotenzial ortet Kapsch in der fragmentierten Forschungsförderungslandschaft und der Aufteilung der Forschungsagenden auf mehrere Ministerien. Der Fokus liege zu sehr auf Zahlen wie der Höhe der Forschungsquote, für ihn nur eine Ausprägung von einer Art generellem „Inputfetischismus“ in österreichischen Forschungsangelegenheiten. Auch sieht er die Leistungen von Großunternehmen für die Forschung in Österreich nicht genug anerkannt.

Technologiegespräche Alpbach

Von 24. bis 26. August finden im Rahmen des Europäischen Forums Alpbach die Technologiegespräche statt, organisiert vom Austrian Institute of Technology (AIT) und der Ö1-Wissenschaftsredaktion. Das Thema heuer lautet „Konflikt & Kooperation“.

Kooperation wiederum sei nicht automatisch positiv, denn es gehe immer auch um Eigeninteressen. Wo die Zusammenarbeit jedenfalls verbessert gehöre, sei zwischen Universitäten, Fachhochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen bzw. auch Unis und Unternehmen. „Wir müssen diese Hürde überspringen und immer die ganze Innovationskette betrachten“, sagt Kapsch, der auch die fehlende Brücke zwischen angewandter Forschung und Grundlagenforschung bemängelte. Grundproblem über alle Bereiche: „Es gibt nicht zu wenig Geld in dem Land, es ist nur falsch verteilt.“

Disruptiver Wandel

„Wir leben in einer ähnlichen Umbruchszeit wie vor 250 Jahren vom Agrar- zum Industriezeitalter“, sagt Hannes Androsch, Vorsitzender des Rats für Forschung und Technologieentwicklung. Der Wandel vom Industrie- zum Digitalzeitalter laufe aber viel rascher und disruptiver ab. „Wir müssen uns auf neue Möglichkeiten des digitalen Zeitalters einstellen, sie sind eine Chance und eine Herausforderung.“ Damit seien klarerweise auch Probleme und Gefahren verbunden, Stichwort Cyberkriminalität.

Sendungshinweise

Ö1 berichtet in den „Journalen“ und in „Wissen aktuell“. „matrix“ und die „Dimensionen“ stehen am 25. bzw. 28. August im Zeichen der „Technologiegespräche“. Der „Ö1 Kinderuni Alpbach“ widmet sich die „Ö1 Kinderuni“ am 16. November. Auf science.ORF.at werden Interviews und Berichte publiziert. Im ORF-Fernsehen gibt es Berichte in den „Zeit im Bild“-Ausgaben, und auch der Teletext berichtet.

Zur Bewältigung der Cyberwelt brauche es eine digitale Alphabetisierung, so der RFT-Vorsitzende: „Ohne entsprechende digitale Infrastruktur geht es aber auch nicht. Wenn es nicht ein flächendeckendes, rasches und verlässliches Netzwerk mit Cloud-Anbindung, 5G-Niveau etc. gibt, kann das alles nicht funktionieren.“

Als Beispiel für künftige Entwicklungen nannte Androsch etwa die Präzisionsmedizin, die das Spitalswesen reformieren werde. In der Industrie gehe es darum, die Möglichkeiten so rasch wie möglich zu nutzen, „damit wir nicht unter die Räder kommen, weil viele Technologien sind disruptiv“. „Wenn wir eine breite Industriebasis erhalten wollen, von der ein Großteil unseres Wohlstands abhängt, müssen wir Geschäftsmodelle schaffen, die in den nächsten 20 Jahren erfolgreich sein können“, so Androsch.

science.ORF.at/APA

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