Was Bienen zu Arbeiterinnen macht
Am Anfang sind alle weiblichen Bienen gleich, ihr Erbgut ist völlig identisch. Als Larven erhalten zuerst alle eine spezielle Kraftnahrung aus den Drüsen der Arbeiterinnen: Gelée royale.
Daniel Maurer/dpa
Ab einer gewissen Größe erhalten allerdings nur mehr zukünftige Königinnen den besonderen Saft, Arbeitsbienen müssen sich mit Pollen und Honig, dem sogenannten Bienenbrot, begnügen. Erst jetzt entscheidet sich, wer sich später um die Fortpflanzung im Bienenstock und wer um die Alltagarbeit kümmern wird.
Eingriff ins Erbgut
Schon lang ging man davon aus, dass die Nahrung bestimmt, was letztlich aus einer Biene wird. 2011 haben japanische Forscher einen Nährstoff in Gelée Royale identifiziert, der die körperlichen Veränderungen in Gang setzt.
Die Studie
„Plant microRNAs in larval food regulate honeybee caste development“, PLOS Genetics, 31.8.2017
Aber auch das Futter der Arbeiterinnen soll deren Entwicklung entsprechen steuern. Die Forscher um Kegan Zhu von der Nanjing Universität in China haben nun einen Bestandteil im Bienenbrot identifiziert, der dafür verantwortlich sein dürfte.
Das einfache Futter enthält deutlich größere Mengen einer bestimmten pflanzlichen microRNA als Gelée royale. In Pflanzen steuert das Molekül die Aktivierung von Genen. Bei den Bienen hat es offenbar einen bremsenden Effekt, wie die Laborversuche der chinesischen Forscher zeigen. Die Tiere entwickeln sich durch den Stoff langsamer und bleiben kleiner.
Drs. Xi Chen and Kegan Zhu
Bei Fruchtfliegen hat der Zusatz der microRNA dieselbe Wirkung, wie weitere Tests ergaben. Offenbar sorgt der pflanzliche Nahrungsbestandteil für die Feinabstimmung im Erbgut der Bienenlarven und macht diese so zu späteren Arbeitsbienen.
Eva Obermüller, science.ORF.at