Wenn Autosticker zu uns sprechen

Ob „Ich bremse für Tiere“ oder „Love Trumps Hate“: Auf 17.000 Autokilometer hat ein US-Forscher Autosticker untersucht. Das Ergebnis seiner Befragung: Die Pickerl erzeugen beim Leser das dringende Bedürfnis, den Autobesitzer einzuordnen.

Wie der US-Forscher Walter Goettlich von der University of Kansas kürzlich auf dem Jahrestreffen Amerikanischer Soziologen in Montreal berichtet, gebe es mehrere Strategien, die Botschaften zu lesen: Klischeehafte Zuordnung (Labeling), emotionale Reaktionen oder der sogenannte Puzzle-Modus. Für den „Labeling-Modus“ griffen die Leser auf eigene Werturteile zurück. So werde ein Harley-Davidson-Aufkleber etwa schnell zum Label für US-Patriotismus. Andere Sticker, etwa mit politischen Aussagen, verursachten vor allem Gefühlsreaktionen - zufriedene Zustimmung oder empörte Ablehnung.

Vertiefte Recherche

Sei die Botschaft nicht so leicht zu verstehen, setze der Puzzle-Modus ein, beschreibt Goettlich. Manche versuchten sogar noch im Nachhinein via Internet, unbekannte Botschaften zu entschlüsseln. Dies passiert umso häufiger, je mehr Menschen individuelle Aufkleber kreieren - auch, um auf andere Sticker zu antworten. So finden sich neben den in den USA verbreiteten Aufklebern „Proud parents of an Honor Student“ (in etwa: Stolze Eltern eines Einserschülers) auch Antwortsticker wie „My dog is smarter than your Honor Student“ (Mein Hund ist schlauer als dein Einserschüler).

Eine, allerdings nur 100 Teilnehmer umfassende, Studie des Autoherstellers Ford ergab jüngst, dass in Deutschland zwei Drittel der Befragten Auto-Aufkleber zumeist durchaus interessant oder sogar lustig finden - wenn es sich um halbwegs originelle Sprüche handelt („Klar bist Du schneller, aber ich fahre vor Dir“). Genervt sind viele jedoch von den zahllosen „Baby an Bord“-Varianten oder auch von politischen Statements à la „Atomkraft? Nein Danke!“.

science.ORF.at/dpa

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