Mit Zika-Virus gegen Gehirnkrebs

Das Zika-Virus schädigt das Gehirn, vor allem von Ungeborenen. Wie eine neue Studie an Mäusen zeigt, kann das paradoxerweise aber eine gute Seite haben: als Mittel im Kampf gegen Gehirntumoren.

Ausgangspunkt der Forschung war eine frustrierende Erfahrung der Krebsmedizin: Glioblastome, die am weitesten verbreitete Form von Gehirntumoren, sind nur sehr schwer zu bekämpfen. Die Stammzellen, die sie produzieren, reagieren nicht auf Chemotherapie oder Bestrahlung. „Wir haben uns deshalb gefragt, ob es nicht eine natürliche Waffe gibt, um auf diese Zellen abzuzielen“, sagt der Onkologe Milan Chheda von der Washington University Medicine School in St. Louis.

Studie

“Zika virus has oncolytic activity against glioblastoma stem cells", The Journal of Experimental Medicine, 5. 9. 2017

Mit seinem Team hat er diese Waffe in Form des Zika-Virus ausfindig gemacht. Die Forscher verabreichten das Virus Mäusen mit Glioblastomen und beobachteten, dass es Stammzellen öfter infizierte und tötete als andere Krebszellen oder normale Gehirnzellen. Resultat: Die mit Zika infizierten Tiere lebten länger, ihre Gehirntumoren wuchsen langsamer.

Zikavirus (grün) und Krebsstammzellen (rot) im Mäusegehirn

Zhu et al., 2017

Zikavirus (grün) und Krebsstammzellen (rot) im Mäusegehirn

In einem zweiten Schritt verwendeten die Forscher eine weniger aggressive Form des Virus, das stärker auf das körpereigene Immunsystem reagiert, aber immer noch in der Lage war, auf die Krebsstammzellen abzuzielen. Bei Mäusen, die mit diesem Virus infiziert wurden, wirkte die übliche Chemotherapie gegen die Krebsstammzellen.

In der Kombination der Methoden sehen die Forscher einen ersten Schritt zu einer neuartigen Bekämpfung von Gehirntumoren auch beim Menschen. Die Vorstellung, ein bekanntermaßen gehirnschädigendes Virus ins Gehirn zu schleusen, scheint wenig überzeugend, geben die Forscher zu.

Im Gegensatz zu Föten würden erwachsene Menschen aber nur über wenige Stammzellen verfügen – mit ein Grund, warum eine Zika-Infektion im Alter weit glimpflicher verläuft als bei Neugeborenen. Damit die Methode auch beim Menschen angewendet werden kann, brauche es vertiefende Untersuchungen und klinische Tests, so die Forscher.

science.ORF.at

Mehr zum Thema: