Für Fledermäuse lebensgefährlich

Mit ihrer Echoortung können sich Fledermäuse perfekt in der Nacht bewegen. Glasfassaden und andere glatte Flächen sind für die Tiere aber gefährlich. Sie prallen in der Nacht oft dagegen, wie hochaufgelöste Filme deutscher Forscher zeigen.

Die Echoortung wird durch die glatten Flächen hereingelegt, sagt Stefan Greif vom Max-Planck-Institut für Ornithologie. Fledermäuse können sich dadurch beim Aufprall verletzen oder sogar sterben, schreibt er mit Kollegen in einer aktuellen Studie. In der Natur sei dies zu vernachlässigen, weil es dort so gut wie keine vertikalen glatten Flächen gibt.

Video: Fledermaus vermeidet Kollision in letzter Sekunde (Credit: Stefan Greif)

Raue Flächen wären ideal

Wünschenswert sei, dass in bedeutenden Fledermauslebensräumen, in ihren Flugkorridoren oder an Fressplätzen auf solche Flächen - etwa auf Infotafeln - künftig verzichtet wird, sagte Greif.

Eine weitere Möglichkeit sei es, an solchen Hindernissen Ultraschallsignale für Fledermäuse auszusenden. „Aber man muss realistisch sein, wir können jetzt nicht alle Fenster aufrauen“, sagte Greif. Raue Flächen liefern ein besseres Echo.

Greif hatte bei früheren Forschungseinsätzen immer wieder bemerkt, dass Fledermäuse gegen senkrecht stehende Metallplatten oder in freier Wildbahn gegen Infotafeln fliegen. Und das, obwohl ihr Echolot sie trotz schlechten Sehvermögens sonst gut durch die Nacht leitet. Dies war der Anlass für ihn, dem Phänomen in Laborversuchen nachzugehen.

In Viertel aller Fälle Kollisionen

Er schickte Fledermäuse der Art Großes Mausohr durch einen Tunnel, dessen Seitenwände mit Filz bedeckt waren - nur eine Wand bestand aus Metall. Das Ergebnis: Von 21 Tieren kollidierten 19 mindestens einmal mit der Metallplatte, wenn diese senkrecht angebracht war.

Video: Kollision eines Tiers mit der glatten Fläche (Credit: Stefan Greif)

Im Verhältnis zu all ihren Flugbahnen im Testzeitraum in dem Versuchstunnel flogen die Tiere in knapp 23 Prozent der Vorbeiflüge gegen die glatte Fläche. Mit anderen Flächen im Tunnel gab es keine Zusammenstöße. Auch wenn die Platte horizontal lag, flog kein Tier dagegen. Vielmehr hielten die Fledermäuse die Fläche dann für Wasser und versuchen im Überflug daraus zu trinken.

Keine Verletzungen im Labor

Wegen ihrer geringen Fluggeschwindigkeit im Versuchstunnel wurden die Tiere bei den Versuchen nicht verletzt, wie die Wissenschaftler betonen. Der Grund für die Wahrnehmungsprobleme ist demnach, dass Signale der Fledermaus an der glatten Fläche in einem anderen Winkel abprallen als sie aufkommen und somit nicht zurück zur Fledermaus gelangen.

Erst wenn sie sich in einem gewissen Raum vor dem Hindernis befindet, nimmt sie den Schall aufgrund der Nähe trotzdem wahr. Dann kann es für ein Wendemanöver allerdings nach Beobachtung der Forscher schon zu spät sein.

Stilz sagte, weitere Forschungsarbeiten müssten nun zeigen, wie gut Fledermäuse lernen können, mit solchen Flächen in ihrer Umgebung zu leben, und wie relevant das Problem für das Überleben von Fledermauspopulationen ist.

science.ORF.at/dpa

Mehr zum Thema: