Roboter auf Tauchgang in Venedig

In Venedig schwärmen normalerweise Touristen, Filmstars und Künstler. Doch derzeit ist eine Gruppe Tauchroboter unterwegs, die Grazer Forscher gebaut haben. Ihre Aufgabe: die Wasserqualität zu erfassen.

Stinkig, trüb und mit Schadstoffen belastet, so kennt man das Wasser in der Lagunenstadt. Ideale Bedingungen für das internationales Forscherteam, um ihre künstlichen Seekreaturen zu testen. Sie haben im schmutzigen Wasser einiges vor, sagt der Koordinator des EU-Projekts subCULTron, Thomas Schmickl von der Universität Graz. Erfasst werden neben Temperatur und Trübheit auch der Salzgehalt und die Größe der Partikel im Wasser.

Einer der Roboter wird ins Wasser gelassen

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Einer der Roboter wird ins Wasser gelassen

Qualle, Fischchen, Seerose

Dazu arbeiten die Forscher mit drei verschiedenen Robotertypen: Das Messen übernehmen längliche Muscheln, die so aussehen wie kleine Sauerstoffflaschen. Sie halten sich hauptsächlich am Meeresgrund auf, tauchen zur Energieversorgung aber selbstständig an die Wasseroberfläche auf.

Ö1-Sendungshinweis

Über das Thema berichteten auch die Ö1-Journale, 15.9., 12:00 Uhr.

An der Wasseroberfläche treiben kanaldeckelgroße, solarzellenbestückte Teile, die Energie erzeugen und die Daten an die Forscher weitersenden. Zwischendrin tauchen Roboterfischchen. Sie haben ein sehr ausgeklügeltes Orientierungssystem, denn sie sehen über elektrische Felder. Das haben sich die Forscher von Fischen abgeschaut, die in trübem Wasser leben, erklärt Schmickl. Jedes Objekt, das in das elektrische Feld eindringt, verursacht eine Störung, die die Tiere wahrnehmen können.

Armada der Unterwasserroboter

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Die Armada der Unterwasserroboter

„Finde die tiefste Stelle!“

Daneben kommunizieren die Fische über akustische und Blinksignale. Zudem werden Informationen über Bluetooth, WLAN sowie das Mobilfunknetz übertragen. Auch GPS ist integriert.

Durch die verwinkelten Kanäle bewegen sich die Roboter vollständig autonom. Die Forscher geben nur einzelne Befehle wie: „Finde die tiefste oder die salzigste Stelle!“ Die Roboter organisieren sich dann untereinander. Inspiriert hat sich Biologe Schmickl bei Honigbienen und Termiten. Die Tricks der Tiere hat er auf Roboter übertragen: Insekten kommunizieren etwa mit chemischen Stoffen, Roboter dagegen mit Funk- und Blinksignalen.

Und so können sich Roboter auch vor Gefahren warnen. Verheddert sich ein Roboter in einem Fischernetz, kann er andere davon abhalten ihm nachzuschwimmen.

Video: Einige der Roboter beim Tauchgang in Venedig

Autonom und autark

Die Energieversorgung ist völlig autark. Die an der Oberfläche treibenden Solarmodule verfügen über spezielle Greifarme, über die die Fisch- und Muschelroboter andocken und Energie aufnehmen können.

Noch sind die Chancen, einen Roboter in Venedig zu entdecken rar: Denn bisher sind nur 15 Exemplare im Einsatz. In den nächsten zwei Jahren will Schmickl den Schwarm auf 120 Mitglieder ausweiten. Und Venedig ist erst der Anfang. Irgendwann will Schmickl mit seinen Roboterschwärmen auf anderen Planeten nach Lebewesen suchen.

Anna Masoner, Ö1-Wissenschaft

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