Natürliche Verdunstung als Energiequelle

Mehr als zwei Drittel des Stroms, der in den USA pro Jahr erzeugt wird, ließe sich laut Forschern aus verdunstendem Wasser gewinnen - ressourcenschonender geht es kaum. Momentan funktioniert diese Energiegewinnung allerdings erst im Labor.

Seit einigen Jahren arbeiten Forscher an kleinen Maschinen, die Energie aus verdunstendem Wasser gewinnen. 2015 hat ein Team um Ozgur Sahin von der Columbia University zwei Modelle präsentiert.

Sie funktionieren mit Bakteriensporen, die je nach Feuchtigkeit wachsen oder schrumpfen. Diese bilden eine Art künstlichen Muskel, der nur durch die Luftfeuchtigkeit aus verdunstendem Wasser gesteuert wird. Angeschlossen an einen Generator konnten die Forscher damit bereits ein LED-Licht zum Leuchten und ein Miniauto zum Fahren bringen.

Immer verfügbar

Noch laufen die Experimente im Labor, aber prinzipiell wäre die Energie aus Wasserdampf immer verfügbar - im Gegensatz zur Sonnen- oder Windenergie. Denn bei Windstille oder Dunkelheit liefern Windräder und Kollektoren keinen Strom. „Verdunstung besitzt eine natürliche Batterie“, so Ahmet-Hamdi Cavusoglu von der Columbia University in einer Aussendung. Er ist der Hauptautor einer neuen Studie von Sahins Team.

Wasserspeicher am Colorado River

Central Arizona Project

Wasserspeicher am Colorado River

Dafür haben die Forscher ausgerechnet, wie viel Energie sich aus der bisher wenig beachteten und ungenutzten Quelle gewinnen ließe. Demnach ließen sich fast 70 Prozent des in den USA jährlich erzeugten Stroms aus verdunstendem Wasser gewinnen, das entspricht einer Leistung von 325 Gigawatt.

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Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell am 27.9. um 13:55

Nebenbei könne man mit der Technologie noch Wasser sparen - ungefähr die Hälfte des Wassers, das aus Seen und Wasserspeichern verdunstet, schätzen die Forscher. Besonders trockene und sonnige Gegenden wie in Kalifornien würden so doppelt profitieren. Sahin und seine Kollegen versuchen derzeit die Energieeffizienz ihrer Minimaschinen verbessern und hoffen das Konzept bald auf echten Seen testen zu können.

Eva Obermüller, science.ORF.at

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