Eingeschränkter Uni-Zugang „nicht mit uns“

Die Universitäten sollen möglichst frei zugänglich bleiben, eine Eingangsphase zu Beginn soll bei der Studienwahl helfen, so Sigrid Maurer, Wissenschaftssprecherin der Grünen. Um fit für die Zukunft zu sein, müsse man wissenschaftlich in die Vergangenheit blicken.

science.ORF.at: Was ist für die Grünen ein anwendbares Studium?

Sigrid Maurer: Für uns ist jedes Studium ein anwendbares Studium, es gibt kein nutzloses Wissen, das an unseren Hochschulen gelehrt werden würde.

Evaluierungen zeigen, dass die Arbeitslosenquote bei FH-AbsolventInnen zwei Prozent beträgt, bei AkademikerInnen vier Prozent - warum sind die Grünen so zurückhaltend beim Ausbau der Fachhochschulen?

Interviewserie:

Anlässlich der Nationalratswahl fragt Ö1 die Parlamentsparteien nach ihren Positionen in der Wissenschaftspolitik. Sigrid Maurer (Grüne) ist auch zu hören in „Wissen Aktuell“ am 3.10.2017 um 13.55 Uhr.

Bei den Fachhochschulen liegt es wohl vermutlich daran, dass sehr viele berufsbegleitend studieren, das heißt, schon erwerbstätig sind in einem Feld, das auch zum Studium passt. Ganz generell verwehren wir uns aber dagegen, Studienrichtungen nur unter Aspekten der Wirtschaftlichkeit und der Employability zu sehen.

Wie sieht denn für Sie die Zukunft der Universitäten aus? Es gab Diskussionen über Studienplatzfinanzierung und Uni-Budgets. Die Grünen sehen Zugangsbeschränkungen sehr kritisch, es gibt aber keine unendlichen Budgets - wie kann man das lösen?

Es ist uns gelungen, 1,35 Milliarden Euro für die nächsten drei Jahre für die Universitäten zu sichern. Und man muss sagen: Es ist möglich, mit dem Platzmangel an den Universitäten anders umzugehen. Wir wollen eine allgemeine Studieneingangsphase, die es ermöglicht, dass man in mehrere Fächer hineinschnuppert und sich dann für eines entscheidet.

Angenommen die Grünen wären in der nächsten Regierung, was wäre für Sie die eine Forderung in Sachen Wissenschaftspolitik, ohne die es nicht geht?

Solche Fragen sind immer sehr schwer zu beantworten, weil das Regierungsprogramm in seiner Gesamtheit da sein müsste. Klar ist, dass weitere Verschärfungen der Studienbedingungen in Form von Studiengebühren und Zugangsbeschränkungen mit uns nicht machbar wären.

Wenn Sie sich eine Stunde lang von einem Wissenschaftler, einer Forscherin beraten lassen könnten - welche Person und welches Thema würden Sie wählen, weil es für die nächste Legislaturperiode besonders wichtig ist?

Ich würde Verena Winiwarter wählen, die zu Umweltgeschichte forscht und sehr interessante Erkenntnisse gewonnen hat zu den Eingriffen des Menschen in die Natur - beispielsweise zum Dammbau in Dänemark und Holland, welche Auswirkungen das auf die gesamte Landwirtschaft hatte. Ähnlich müsste man auch über die aktuellen Veränderungen nachdenken: Was bedeutet es, dass wir eine ganz starke Bodenversiegelung in Österreich haben? Was sind die Auswirkungen, wo muss man präventiv eingreifen? Da könnte man viel aus der Geschichte lernen.

Elke Ziegler, Ö1 Wissenschaft

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