Wenig Frühstück ist schlecht fürs Herz

Ob das Frühstück wirklich so wichtig ist, wie immer behauptet wird, ist wissenschaftlich umstritten. Eine Studie liefert nun neue Argumente für die erste Mahlzeit des Tages: Wer in der Früh nichts oder nur wenig isst, leidet häufiger unter Arterienverkalkung.

Morgens wie ein Kaiser, mittags wie ein König und abends wie ein Bettelmann - mit dieser Ernährungsrichtlinie sind ganze Generationen groß geworden. Wer ausreichend frühstückt, ist gesünder, schlanker und leistungsfähiger, lautete die Botschaft.

Die Studie

„The Importance of Breakfast in Atherosclerosis Disease“ (sobald online), Journal of American College of Cardiology, 2.10.2017

Dass man das Frühstück besser nicht ausfallen lassen sollte, ist immer noch die gängige Meinung. Die wissenschaftlichen Belege sind allerdings dünn und nicht so eindeutig. Unter anderem ist der kausale Zusammenhang nicht geklärt. Es könnte auch sein, dass Menschen, die generell gesund leben, eher regelmäßig frühstücken.

Veränderungen in Blutgefäßen

Dass der Lebensstil im Allgemeinen und das Ernährungsverhalten tatsächlich etwas miteinander zu tun haben, zeigt auch die aktuelle Studie der Forscher um Irina Uzhova vom Centro Nacional de Investigaciones Cardiovasculares Carlos III in Madrid. Denn jene Studienteilnehmer, die in der Früh nichts oder sehr wenig essen, lebten auch häufig ungesund; z.B. rauchten sie öfter und bewegten sich weniger.

Aber selbst wenn diese klassischen Risikofaktoren herausgerechnet wurden, waren die Arterien der Frühstücksmuffel am häufigsten verkalkt. D.h., die Probanden, die als Morgenmahlzeit nur ca. 100 Kilokalorien (kcal) zu sich nehmen - also z.B. einen Milchkaffee oder einen Saft, haben ein etwa doppelt so hohes Risiko für Atherosklerose. Diese Veränderungen der Blutgefäße führen langfristig dazu, dass das Blut nicht mehr so gut durchfließen kann. Dadurch steigt das Infarktrisiko.

Ein Fünftel des Gesamtbedarfs

Insgesamt haben die Forscher mehr als 4.000 Probanden im mittlerem Alter sechs Jahre lang begleitet, ihr Verhalten bzw. ihren Lebensstil erfasst und sie umfassend untersucht. Die gesündesten Gefäße hatten dabei jene Teilnehmer, die zum Frühstück mehr als 400 kcal - also im Durchschnitt mehr als 20 Prozent ihrer Tagesration - konsumieren.

Den Einfluss anderer Faktoren können die Forscher dennoch nicht ganz ausschließen. So spiele vermutlich die Zusammensetzung des Speiseplans eine Rolle genauso wie der Essenrhythmus. Isst jemand sehr spät zu Abend, hat er in der Früh wahrscheinlich wenig Hunger - für den Stoffwechsel könnten die jeweiligen Essenpausen wichtiger sein als die absoluten Essenszeiten.

Eva Obermüller, science.ORF.at

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