FPÖ: Deutlicher Ausbau der Fachhochschulen

Kein „Akademisierungszwang“, aber dennoch mehr Fachhochschulplätze - das fordert der stellvertretende FPÖ-Wissenschaftssprecher Axel Kassegger. Beraten lässt er sich - unabhängig vom Thema - am liebsten von bestehenden Einrichtungen.

science.ORF.at: Was versteht die FPÖ unter einer „zwanghaften Akademisierung“, wie zuletzt in einer Antwort an österreichische Wissenschaftsorganisationen formuliert?

Axel Kassegger: Von der Europäischen Union vorgegeben wurde das Ziel von 40 Prozent Akademikern. Wir sind der Meinung, dass damit kein Problem gelöst ist, denn es geht nicht um die Anzahl der Akademiker, sondern um die Qualität der Ausbildung. Da gibt es Handlungsbedarf - siehe auch die europäischen Innovationsrankings, wo es um Österreich nicht besonders gut gestellt ist.

Wichtig in diesen Rankings ist aber, wie viele Menschen einen tertiären Abschluss haben, wie viele im Forschungsbereich arbeiten. Wie kann man besser abschneiden, wenn man die Akademikerquote nicht hebt?

Das ist nur ein Faktor. Unserer Meinung nach braucht es bessere Rahmenbedingungen, damit privates Kapital in Forschung investiert werden kann und damit die Finanzierung von Forschung und Entwicklung verbessert wird. Auch die Zahl der Patente muss steigen. Außerdem muss im Rahmen eines Hochschulstrukturplanes festgelegt werden, was ist die Aufgabe der Universitäten, was jene der Fachhochschulen.

Was ist denn die Aufgabe der Fachhochschulen? Sie unterrichten ja selbst an einer Fachhochschule…

Interviewserie:

Anlässlich der Nationalratswahl fragt Ö1 die Parlamentsparteien nach ihren Positionen in der Wissenschaftspolitik. Axel Kassegger (FPÖ), der für den erkrankten Andreas Karlsböck eingesprungen ist, ist auch zu hören in „Wissen Aktuell“ am 5.10.2017 um 13.55 Uhr.

Ich unterrichte nicht nur, ich war auch Studiengangsleiter und Mitglied der Fachhochschulkonferenz. Das Fachhochschulwesen ist eine Erfolgsgeschichte, weil es berufsbegleitendes Studieren ermöglicht. Da haben sich die Universitäten nicht bewegt. Es steht auch in unserem Programm für die tertiäre Ausbildung, dass die Fachhochschulen deutlich ausgebaut werden müssten.

Also doch mehr Akademisierung?

Ja, aber unterschiedlich in den unterschiedlichen Sektoren. Die Universitäten haben freie, forschungsgeleitete Lehre zu machen. Die Fachhochschulen sind Ausbildungseinrichtungen mit einem wissenschaftlichen Fundament. Die Forderung nach Forschung an den Fachhochschulen ist in den letzten Jahren teilweise übertrieben worden.

Die FPÖ tritt sehr vehement für den freien Uni-Zugang ein - wie soll das in Zeiten begrenzter Budgets möglich sein?

Wir haben ja nicht zu wenig Mittel, sondern diese Mittel kommen nicht ausreichend bei den Studierenden an. Es müssen eben im Rahmen eines Hochschulplans klare Schwerpunkte gesetzt werden. Wir sind nicht der Meinung, dass alle Fächer überall in Österreich angeboten werden sollten. Das würde uns auch in den entsprechenden Innovationsranking weiter nach vorne bringen, wenn wir an den größeren Universitäten klare Profilbildungen haben und sie im internationalen Wettbewerb noch klarer herausgearbeitet werden.

Wenn Sie sich eine Stunde lang wissenschaftlich zu einem für die nächste Legislaturperiode besonders wichtigen Thema beraten lassen könnten - welche Person und welches Thema würden Sie wählen?

Das ist eine schwierige Frage. Wir sind sehr gut beraten durch den Rat für Forschung und Technologieentwicklung und den Wissenschaftsrat. Mit beiden sind wir ständig in Kontakt - auch bei der Erstellung des freiheitlichen Wissenschaftsprogramms. Ich glaube, dass wir mit diesen beiden Institutionen, deren Erhaltung wir befürworten, insgesamt gute Arbeit leisten.

Elke Ziegler, Ö1-Wissenschaft

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