Wenn Blumen blau scheinen
Viele Bienenarten lieben die Farbe Blau. Laut den Forschern um Edwige Moyroud von der britischen University of Cambridge könnte das daran liegen, dass blaue und violette Blumenblüten häufig besonders viel Nektar produzieren. Außerdem gibt es Untersuchungen, die zeigen, dass Bienen die meisten Farben gar nicht erkennen können, außer eben Blau. Ihre Fotorezeptoren sind nur im blauen bis ultraviolettem Spektrum empfindlich genug.
Die Studie
„Disorder in convergent floral nanostructures enhances signalling to bees“, Nature, 18.10.2017
Blauviolett gefärbte Blüten sind im Vergleich zu anderen Farben aber in der Natur recht selten. Denn nur mit Pigmenten dürfte die Färbung schwer zu erzeugen sein - warum das so ist, weiß man bis heute nicht genau. Blütenpflanzen haben jedoch Tricks entwickelt, mit denen sie sich trotzdem einen blauen Anschein geben können. Ein solchen beschreibt das Team um Moyroud in seiner aktuellen Arbeit.
Oberflächenstrukturen bei vielen Pflanzen ähnlich
Auf der Oberfläche zahlreicher Blütenblätter finden sich nämlich winzig kleine Strukturen. Sie brechen das Licht, wodurch ein bläulich bis violetter Lichtschein entsteht. Bei dunklem Untergrund ist der Effekt auch für das menschliche Auge erkennbar.
Edwige Moyroud
Blühende Pflanzen aus verschiedenen Familien besitzen eine derartige Nanomusterung, die im Detail zwar recht unterschiedlich aussehen kann. Beim näheren Vergleich stellten die Forscher allerdings fest, dass die Strukturen bei allen Pflanzen ähnlich ungeordnet sind. So entstehe immer ein ähnlicher Lichtbrechungseffekt.
Hummeln fliegen auf Blaulicht
Ob der bläuliche Schein tatsächlich Bestäuber anzieht, hat das Team um die britische Biologin anschließend in einer Reihe von Experimenten mit Hummeln untersucht. Dafür wurden künstliche Blüten in drei verschiedenen Grundfarben entwickelt. Ein Teil davon wurde mit der Natur vergleichbaren Nanostrukturen versehen, sodass bei Lichteinfall ein blauer Schein entsteht.
Die Hummeln lernten recht schnell, das optische Signal zu nutzen, wenn es einen Hinweis auf mehr Nektar lieferte. Das gilt zumindest für die Versuche mit gelben und schwarzen Blüten. Blaue Blüten waren - wie erwartet - immer attraktiv für die Bestäuber. Das spreche dafür, dass der bläulich bis violette Schein auf der Suche nach Nektar eine zentrale Rolle spielt.
Edwige Moyroud
Denn generell - wie Dimitri D. Deheyn von der University of California in einen Begleitkommentar schreibt - sei das Aussehen der Blumen, also ihre Form und ihre Farbe, der wichtigste Anhaltspunkt für Bestäuber. Nachdem sie vor allem Blau sehen können, sei der optische Effekt extrem hilfreich. Wegen seiner weiten Verbreitung vermuten die Forscher um Moyroud, dass das für Insekten gut sichtbare Locksignal in der Evolution mehrmals unabhängig voneinander entstanden ist.
Eva Obermüller, science.ORF.at