Schlafwandler sind besser im Multitasking
In den Experimenten mit Schlafwandlern und Nichtschlafwandlern mussten die wachen Teilnehmer durch einen Raum gehen, während sie einen Avatar ihrer selbst durch einen virtuellen Raum gehen sahen. Teilweise manipulierten die Forscher um Olaf Blanke von der ETH Lausanne (EPFL) jedoch die Bewegungsrichtung des Avatars, um die Probanden zu einer Anpassung der eigenen Gehrichtung zu bringen.
Die Studie
„Distinct locomotor control and awareness in awake sleepwalkers“, Current Biology, 23.10.2017
Als sie den Probanden noch eine zusätzliche Aufgabe stellten - nämlich in Siebenerschritten von 200 abwärts zu zählen -, zeigte sich ein deutlicher Unterschied: Die Nichtschlafwandler gingen deutlich langsamer, während die Schlafwandler ihr Gehtempo beim Zählen nicht reduzieren mussten. Letztere konnten auch besser auf Änderungen des VR-Feedbacks reagieren, das sie sahen.
Forscher erklären die Experimente
Die Fähigkeit, im Schlaf komplexe Bewegungen auszuführen, scheint somit auch mit der Bewegungskontrolle im Wachzustand zusammenzuhängen, so die EPFL in einer Aussendung. Das gebe neue Einblicke in diesen noch immer rätselhaften Dämmerzustand.
Biomarker für Schlafwandler
Zudem liefern die Ergebnisse wichtige Biomarker, um Schlafwandler zu erkennen, während diese wach sind. Eventuell wäre eine Diagnose so auch ohne Übernachtung im Schlaflabor möglich. Über die Ursachen des Schlafwandelns ist bisher wenig bekannt, jedoch scheint es mit einem nicht vollständig ausgereiften zentralen Nervensystem in Verbindung zu stehen. Früheren Studien zufolge gibt es dabei auch eine erbliche Komponente: Das Phänomen taucht in Familien gehäuft auf.
science.ORF.at/APA/sda