Warum Optimistinnen länger leben

Optimistische Menschen leben länger - das zeigen zahlreiche Studien. Warum das so ist, ist aber nicht gänzlich geklärt. Ein paar Erklärungen liefern nun Daten aus einer der größten Frauengesundheitsstudien weltweit.

Während zehn pessimistische Frauen sterben, sterben nur sieben optimistische. Das hat eine Untersuchung an 70.000 Krankenpflegerinnen in den USA ergeben. Die Studie ist Teil der Nurses’ Health Study, der größten Frauengesundheitsstudie, bei der seit über 40 Jahren Daten von insgesamt 280.000 Frauen erhoben werden.

Laut der Epidemiologin Francine Grodstein von der Harvard Medical School, die die Teilstudie zu Optimismus durchführte, sinkt durch eine positive Lebenseinstellung nicht nur das Risiko, an einer Herzkreislauferkrankung zu sterben, sie wirkt sich auch auf andere Todesursachen aus.

Optimistinnen verhalten sich „gesünder“

Grodsteins Studie zeigt nämlich, dass optimistische Frauen auch seltener an Krebs, Atemwegserkrankungen und Infektionen sterben. Grodstein findet dafür eine recht naheliegende Erklärung: „Optimistische Menschen gehen häufiger zu Krebsvorsorgeuntersuchungen. Das zeigen die Daten. Sie ernähren sich gesünder und bewegen sich mehr. Optimismus wirkt sich also auf unterschiedliche Verhaltensweisen aus, die die Gesundheit positiv beeinflussen.“

Studie

Optimism and Cause-Specific Mortality: A Prospective Cohort Study, American Journal of Epidemiology, 2017

Das könne die niedrigere Sterblichkeitsrate aber nur zum Teil erklären. Grodstein vermutet, dass Optimismus tatsächlich auch positive Veränderungen im Körper auslöst. Das will sie nun mit Blutproben der Probandinnen überprüfen.

Das Henne-Ei-Problem

Der Optimismus der Studienteilnehmerinnen wurde 2004 mittels Fragebogen gemessen, dann wurden die Todesfälle zwischen 2006 und 2012 erhoben. Ausgeschlossen wurden Frauen, bei denen bereits 2004 eine schwere Krankheit diagnostiziert wurde. „Eine Krankheit erschüttert selbst einen stabilen Optimismus. In diesem Fall hätte die schlechte Gesundheit zu weniger Optimismus geführt und das hätte die Studienergebnisse verzerrt“, so Grodstein.

Generell müsse man vorsichtig sein, um Ursache und Wirkung nicht zu verwechseln: „Die Frage nach der Henne und dem Ei - also danach, was vorher da war, ist hier sehr kritisch.“ Letztlich könne man nicht ausschließen, dass auch eine gute Gesundheit zu Optimismus führt.

Ö1-Sendungshinweis

Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell: 25.10., 13:55 Uhr.

Optimismus entwickelt sich laut Grodstein schon in der Kindheit. Frühe Lebensumstände hat Grodstein daher ebenso miteinbezogen wie soziodemographischen Faktoren, z.B. Bildung und Einkommen. Ein Vorteil der Studie sei, dass es sich bei den Teilnehmerinnen um eine relativ homogene Gruppe handelt: weiße verheiratete Krankenpflegerinnen.

Aber könnte es nicht auch andere Ursachen haben, dass optimistische Menschen länger leben? Beispielsweise könnten gute Lebensumstände zu Gesundheit einerseits und Optimismus andererseits führen? Ja, meint Grodstein, das könne man nicht gänzlich ausschließen. Für die Forscherin ein Ansporn, die Beziehung zwischen Optimismus und Gesundheit weiter zu erforschen, um sie noch besser zu verstehen.

Katharina Gruber, Ö1-Wissenschaft

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