Japan setzt auf „Drohnen-Reis“
Während Sensoren am Boden die Feuchtigkeit sowie das Wachstum von Reis- und Hopfen überwachen sollen, werden Drohnen dafür eingesetzt, um zu untersuchen, wie gesund die Pflanzen sind, erklärt Tomoyuki Furutani, Statistiker und Leiter des Labors „Drone Co-Creation Society“ an der Keio Universität - also dem Labor für eine sogenannte „Drohnen-Gesellschaft“:
„Hierfür tragen die Fluggeräte multispektrale Kameras mit sich, mit denen sie die Blätter abscannen und aufzeichnen, wie viel Licht die Pflanze absorbiert bzw. reflektiert“, so Furutani bei einer Japan-Konferenz an der Universität Wien.
Tomoyuki Furutani, Keio University SFC
Reflektiert eine Pflanze beispielsweise viel grünes sowie infrarotes Licht, ist das ein Zeichen dafür, dass die Pflanze gesund ist, erklärt der Umwelt-Statistiker. „Darüber hinaus ist es möglich, mit dem 3D-Scan der Drohnen die Saat ideal zu verteilen und sicherzustellen, dass die Pflanzen bestmöglich mit Wasser und Stickstoff versorgt sind.“
Ö1-Sendungshinweis
Diesem Thema widmet sich auch ein Beitrag in „Wissen aktuell“ am 31.10. um 13:55.
High Tech für Bier und Sake
Durch eine Überwachung auf dem Boden wie in der Luft könnte man zudem auf Pestizide verzichten. Das zeigen zumindest die ersten Beispiele für sogenannten „Drohnen-Reis“, wie er derzeit in den Regionen Hokkaido, Chiba und Ibaraki angebaut wird.
Dabei werden auch Unmengen an Daten gesammelt, um die Qualität von Reis, Sake und Bier künftig mithilfe von Algorithmen verbessern zu können. „Wir stehen mit der Forschung zwar noch am Anfang. Es gibt aber viele Start-ups und Forscher, die sich mit dem Thema des ‚hochpräzisen Ackerbaus‘ auseinandersetzen“, so Furutani.
Programm gegen Landflucht
Unterstützt werden sie dabei vor allem von der Regierung Japans, die damit einem Problem entgegenwirken möchte. Denn Japan kämpft derzeit gegen den Schwund von Landwirten an.
Tomoyuki Furutani, Keio University SFC
Wie Wissenschaftler prognostizieren, wird es in den nächsten 20 Jahren zehntausende Bauern weniger geben. Ein Grund ist wie in vielen anderen Ländern auch: Die junge Landbevölkerung hat kein Interesse an der Landbewirtschaftung und zieht in die Stadt. Zudem wird Japans Bevölkerung allgemein schrumpfen und damit auch die Arbeitskraft.
Experten gehen davon aus, dass es bis zum Jahr 2060 um rund 20 Millionen weniger Arbeitskräfte geben wird als heute. Dem versucht die Regierung nun mit Künstlicher Intelligenz und Drohnen gegenzusteuern und Landwirtschaft zum modernen Business zu machen, erklärt Furutani.
Hoffnung für Fukushima
Vor allem in verlassenen Gegenden wie die östliche Region Fukushimas soll der Ackerbau dadurch wieder angekurbelt werden. „Diese Region war bekannt für ihren Reis und ihren Sake. Nach der Atomkatastrophe im Jahr 2011 sind aber viele Bauern abgewandert.“ Heute sind die Felder kaum kontaminiert und können somit wieder bewirtschaftet werden, sagt Furutani. „Wir hoffen, dass in Fukushima bald wieder Reis in hoher Qualität angebaut wird“, erklärt der Forscher.
Sein Ziel: Mensch, Drohnen und Bodenanalysen sollen zu einem Ensemble verschmelzen - und das ehemalige Katastrophengebiet wieder zu einer Vorzeigeregion machen.
Ruth Hutsteiner, Ö1-Wissenschaft
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