Twittern macht Forscher erfolgreicher

Über Twitter „zwitschern“ erhöht die Chance auf akademischen Erfolg: Das zeigt eine neue Studie, die Fachartikel über Vögel untersucht hat. Je öfter sie getwittert wurden, desto eher wurden sie akademisch zitiert.

Diese Zitate von Kollegen und Kolleginnen sind speziell in den Naturwissenschaften der wichtigste Qualitätsnachweis. Mehr Zitate bedeuten mehr Einfluss.

Diese – immer wieder auch kritisierte – Praxis führt etwa zum Impact Factor (IF): einer Maßzahl für die Wichtigkeit von Fachzeitschriften. Je höher ihr IF ist, desto erstrebenswerter ist es in ihr zu veröffentlichen; dementsprechend ist das Gerangel.

Interesse an Vögeln explodiert

Mit der Verbreitung des Internets und der Sozialen Medien hat sich parallel dazu eine andere „Qualitätswährung“ entwickelt: die Häufigkeit von Verweisen auf die eigene Arbeit auf News-Seiten, Blogs oder in Sozialen Medien. Auch dafür gibt es bereits eine Maßzahl, den Altmetric Attention Score (AAS). Wie die beiden Maßzahlen zusammenhängen, hat nun ein Team um den Zoologen Tom Finch von der Universität Cambridge untersucht.

Die Forscher haben dazu in einem ersten Schritt rund 2.700 Artikel analysiert, die zwischen 2012 und 2016 in zehn ornithologischen Fachzeitschriften erschienen waren. Der durchschnittliche AAS-Wert hat sich in dem Zeitraum versiebenfacht, d.h. die Anzahl von Verweisen auf die Vogelkunde im Internet ist explodiert. Hauptverantwortlich dafür war Twitter, auf dessen Konto drei Viertel aller Verweise ging.

Aufmerksamkeit bedeutet nicht Qualität

In einem zweiten Schritt verfolgten die Forscher das Schicksal von knapp 900 Artikeln aus dem Jahr 2014 genauer; darunter auch 300, die nicht aus reinen Vogelkundejournalen stammten. Erhöhte sich der AAS-Wert, so stieg auch die Wahrscheinlichkeit für ein Zitat in einer akademischen Zeitschrift, berichten die Forscher. Bei Fachzeitschriften mit hohem IF war die Wirkung geringer als bei solchem mit geringerem „Leumund“.

Tom Finch und seine Kollegen betonen, dass es sich bei dem AAS-Wert um keinen Maßstab für die Qualität wissenschaftlicher Arbeit handelt. Artikel können aus den falschen Gründen Aufmerksamkeit im Internet bekommen, etwa wenn sie Fehler oder Ungenauigkeiten beinhalten. Und auch der erfolgreichste Artikel des Jahres 2014 - der zeigte, wie ein Adler einen Hirschen jagte - war ein viraler Hit wegen seiner spektakulären Bilder und nicht wegen seiner akademischen Qualität. Ihre Ergebnisse würden dennoch nahelegen, so die Forscher, dass das Echo auf einen Artikel im Internet aussagekräftig ist auch für den Erfolg in der akademischen Welt.

Lukas Wieselberg, science.ORF.at

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