Schafe können Gesichter von Menschen erkennen

Wer hätte das gedacht: Schafe erkennen menschliche Gesichter auf Fotos mit hoher Trefferquote wieder. Das haben soeben britische Forscher nachgewiesen - mit prominenter Unterstützung aus Hollywood.

„Unsere Studie zeigt, dass Schafe fortgeschrittene Fähigkeiten zur Gesichtserkennung haben, vergleichbar mit denen von Menschen und Affen“, sagt Studienleiterin Jennifer Morton von der Cambridge University. Schafe seien soziale Tiere, die andere Mitglieder ihrer Herde problemlos wiedererkennen. Und offenbar auch Menschen - wie zu beweisen war.

Schaflabor: Die Versuchsanordnung der britischen Forscher

Das Forscherteam nutzte für die Versuche einen besonderen Trainingsstall. Acht erwachsene Schafe wurden einzeln in einen Raum gelotst, wo ihnen jeweils zwei Fotos auf Computer-Bildschirmen präsentiert wurden.

Futter als Motivationshilfe

Wählten sie in der Trainingsphase durch Anstupsen das richtige aus, bekamen sie ein Leckerli. Wählten sie das andere Bild, ertönte ein Summton und es gab es nichts. Auf diese Weise lernten die Tiere die Konterfeis der Schauspielerin Emma Watson, von Ex-US-Präsident Barack Obama, Schauspieler Jake Gyllenhaal und BBC-TV-Moderatorin Fiona Bruce kennen.

Zuerst geschah dies im Vergleich zu einem schwarzen Bildschirm, dann im Vergleich zu einem kopfähnlichen Objekt - etwa einer Stalllaterne. Im Test selbst mussten sie die Promi-Gesichter dann schließlich aus zwei Porträts auswählen - das zweite zeigte jeweils ein fremdes, ähnliches Gesicht.

Trefferquote 80 Prozent

In acht von zehn Fällen entschieden die Schafe bei der Frontalansicht richtig. In 66 Prozent der Testläufe erkannten sie Emma, Barack und Co sogar, wenn diese im zuvor unbekannten Halbprofil abgebildet waren. Außerdem wählten die Tiere, unter zwei Alternativen abwägend, erfolgreich spontan das Foto eines Betreuers aus, den sie zuvor nur live gesehen hatten.

Interessant dabei: Die Schafe gehören nicht zu einer Rasse, die traditionell eng mit Menschen zusammenlebt und besonders zahm ist. Die Welsh-Mountain-Schafe sind vielmehr in der Lage, ohne jede menschliche Unterstützung in rauer Umgebung alleine klar zu kommen.

Bereits im Jahr 2001 hatte eine Studie auf die erstaunlichen Gesichtserkennungs-Fähigkeiten von Schafen hingewiesen. Das Team aus Cambridge baut den Ansatz nun aus - unter anderem, um an genmodifizierten Schafen die Auswirkungen der Huntington-Krankheit auf das Gehirn zu untersuchen. Diese neurodegenerative Erkrankung geht bei Menschen unter anderem mit dem Verlust der Fähigkeit einher, Gesichter wiederzuerkennen.

science.ORF.at/dpa

Mehr zu diesem Thema: