Nicht viel mehr als Bizeps

Wie gut wissen Menschen über die Anatomie ihres Körpers Bescheid? Eine britische Untersuchung fördert Wissenslücken zutage: Den Bizeps kennt fast jeder, die anderen Organe rangieren unter „weitgehend unbekannt“.

Wer Probleme mit einem Organ hat, sollte idealerweise wissen, dass er oder sie ein solches besitzt. Was nicht immer der Fall ist, wie eine Umfrage der Stiftung Prostate Cancer UK zeigt. Demnach ist 17 Prozent aller Männer nicht bewusst, dass sie eine Prostata besitzen. Und nur acht Prozent wissen, wozu sie gut ist.

Wo liegt das Organ?

Einen etwas breiter angelegten Wissenstest hat nun Adam Taylor von der Lancaster University durchgeführt. Der Mediziner legte 36 Frauen und 26 Männern ein Bild des menschlichen Körpers vor und bat sie, die Lage einiger Organe einzuzeichnen. Fehlerlos gelang das den Probanden nur in einem Fall, nämlich beim Gehirn.

Um die 90 Prozent betrug die Trefferquote immerhin beim Bizeps und der Hornhaut im Auge, bei den weiteren Organen - darunter u.a. Leber, Lunge, Herz und Magen - offenbarte der Test durchaus beträchtliche Wissenslücken.

Dass der zweiköpfige Armbeuger so gut bekannt ist, könnte unter Umständen mit dem Fitnesstrend der letzten Jahre zusammenhängen. Männer jedenfalls schneiden laut Adams Untersuchung bei der Verortung von Muskeln besser als Frauen ab, bei inneren Werten respektive Organen verhielt es sich umgekehrt.

Anatomisches Stiefkind: Nebenniere

Die mit 15 Prozent niedrigste Trefferquote erhielt übrigens die Nebenniere. Wie Adams in seiner Studie schreibt, wurde sie von vielen Probanden im Hals verortet - wohl auch deshalb, weil ihr Name im Englischen („adrenal gland“) keinen Hinweis auf ihre tatsächliche Lage gibt. Ebenfalls mager waren die Ergebnisse bei Milz (20 Prozent) und Gallenblase (25 Prozent).

Probanden, die kurz vor dem Quiz einen Arzt besucht hatten, schnitten laut Adams nicht besser ab als der Rest. Durchaus im Einklang mit entsprechenden Untersuchungen: Bereits im Jahr 2004 hatten britische Forscher nachgewiesen, dass Arztbesuche menschlich wie medizinisch vor allem dann zufriedenstellend verlaufen, wenn Patient und Doktor die gleiche Sprache sprechen. Das heißt wohl in diesem Fall: kein Fachchinesisch.

Robert Czepel, science.ORF.at

Mehr zu diesem Thema: