Seit 40 Jahren Wettersatelliten im All

Kameras als Augen, Messgeräte als Fühler: Europa hat seit 40 Jahren Wettersatelliten im All. Als erster Aufpasser machte sich Meteosat-1 am 23. November 1977 auf den Weg.

Betrieben werden Wetterwächter von der Europäische Organisation für die Nutzung meteorologischer Satelliten (EUMETSAT) in Darmstadt. Österreich ist bei EUMETSAT durch die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) vertreten und hat von der rasanten Entwicklung der Satellitenmeteorologie von Beginn an „enorm profitiert“, wie ein Sprecher der ZAMG betont.

Revolution durch Meteosat-1

Ziel von Meteosat-1 war sein Arbeitsplatz über dem Äquator in der geostationären Umlaufbahn. Jede halbe Stunde meldete sich der Beobachter aus 36.000 Kilometer Höhe - täglich 48 Bilder, damals eine Revolution. Die aktuelle Generation der Meteosat-Satelliten sendet laut Airbus alle 15 Minuten ein „sehr detailliertes Gesamtbild der Erde“. Eine für das nächste Jahrzehnt geplante weitere Satellitenreihe soll mit ihrer Technik die Arbeit noch einmal beschleunigen.

„Meteosat-1 war der Sprung in Europa“, erinnerte sich auch Tillmann Mohr. „Mit ihm ist die zeitliche Abdeckung gravierend erhöht worden.“ Der 77-Jährige war von 1995 bis 2004 Generaldirektor von EUMETSAT. Davor war er Präsident des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Offenbach. Für den DWD-Meteorologen Jörg Asmus war das damals deutlich gestiegene Tempo an Daten „das Revolutionierende an Meteosat-1“. Vor Europas erstem Wetterbeobachter im All habe man sich noch bei den USA bedienen müssen.

Immer zuverlässiger

Inzwischen ist laut Airbus „eine sechstägige Wettervorhersage immerhin so zuverlässig wie eine 24-stündige Vorhersage vor 40 Jahren.“ Das sei auch dringend nötig. „Die weltweite Wirtschaft ist zunehmend klimaabhängig und -anfällig. Genaue Wettervorhersagen sind für Branchen wie Energieerzeugung, Transport, Bauwesen, Landwirtschaft und Tourismus unverzichtbar, um Ressourcen effektiv und wirtschaftlich zu planen und einzusetzen.“ Sie könnten auch Leben retten und Schaden vermeiden. „Den Nutzen von zuverlässigen Wettervorhersagen für die Europäische Union beziffern Experten auf bis zu fünf Milliarden Euro jährlich.“

Die in großer Höhe arbeitenden Meteosat-Satelliten sind mittlerweile durch Metop-Satelliten ergänzt worden, die in etwa 830 Kilometer Höhe fliegen. „Gebraucht werden beide Höhen“, sagt Paolo Ferri, Chef des Flugbetriebs der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) im Europäischen Raumflugkontrollzentrum (ESOC) in Darmstadt. Die höher positionierten Satelliten hätten einen größeren Überblick, die niedrigeren erspähten auch lokale Situationen und behielten die Erdatmosphäre im Blick.

Prognose: Noch genauer

Beim Start des Meterosat-Programms erledigte zunächst das ESOC Betrieb und Steuerung der Satelliten. Dann übernahm das die 1986 gegründete Organisation EUMETSAT. Sie wird von 30 europäischen Staaten getragen. Grundsätzlich nutzen können die Daten nicht nur Wetterämter, sondern auch Privatleute.

Gegenwärtig nutzt EUMETSAT die geostationären Wettersatelliten Meteosat-9, -10 und -11 über Europa und Afrika sowie Meteosat-8 über dem Indischen Ozean. Außerdem werden zwei polarumlaufende Metop-Wettersatelliten betrieben.

Wenn Mohr in die Zukunft schaut und etwa für das Jahr 2040 eine Prognose wagt, könnten Wettersatelliten quasi wie am Fließband arbeiten. „Daten könnte es womöglich alle zehn Sekunden geben“, meint er. „Die Bilder werden noch schärfer werden. Die Technologie dürfte das noch weiter nach vorne treiben können.“

Joachim Baier/dpa

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