Warum manche den Schmerz anderer fühlen

Für manche ist Mitgefühl mehr als ein Wort: Wenn sie sehen, dass sich jemand in den Finger schneidet oder anderwärtig verletzt, fühlen sie seinen Schmerz tatsächlich. Gehirnbilder zeigen nun, wie es zu den „Spiegelschmerzen“ kommt.

In einer Studie haben die Forscher um Thomas Grice-Jackson von der University of Sussex festgestellt, dass bei 27 Prozent ihrer Probanden, tatsächlich die entsprechenden Gehirnregionen aktiv waren, wenn sie sahen, dass jemand vom Rad fiel oder eine Spritze erhielt.

In einer weiteren Untersuchung hat das Team die „Spiegelschmerzen“ nun genauer analysiert. Dafür mussten die 44 Probanden zuerst Videos ansehen, die unter anderem zeigten, wie sich Sportler verletzen. Danach berichteten 21, dass sie dabei keinerlei Schmerzen empfunden hatten. Dreizehn hatten genau dort etwas gespürt, wo sich die Abgebildeten verletzt hatten. Der Rest beschrieb seine Empfindung eher als eine unangenehme Reaktion des ganzen Körpers.

Danach wurden die Gehirnaktivität der Teilnehmer mittels Funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) aufgezeichnet, während sie Bilder von schmerzhaften Vorfällen (z.B. Finger, die in einer Autotür eingeklemmt waren) oder harmlose Gegenstücke (z.B. ein Hand, die eine Autotür schließt) betrachteten. Danach sollten sie erneut von ihren Schmerzerfahrungen berichten.

Fremde Erfahrung ähnlich wie die eigene

Eigentlich hatten die Forscher erwartet, klare Unterschiede zu finden, zwischen jenen, die einen eher allgemeinen Schmerz spüren, und jenen, die ihn konkret an der betroffenen Stelle empfinden. Dem war aber nicht so. Die Gehirnaktivitäten waren bei beiden insgesamt recht ähnlich. Unterschiede zeigten sich allerdings in der Art, wie die Regionen miteinander kommunizierten.

Bei der Gruppe mit den spezifischen Schmerzen war die Verbindung zu einer Gehirnregion besonders aktiv, von der man aus anderen Studien weiß, dass sie mit der Repräsentation des Selbst und von anderen zu tun hat. Das lege nahe, dass diese Probanden Schwierigkeiten haben, fremde und eigene Erfahrungen zu unterscheiden.

Für die allgemeineren „Spiegelschmerzen“ der anderen Teilnehmer haben die Forscher noch keine neurologische Erklärung gefunden. Rein anatomisch betrachtet, scheint das Mitgefühl jedenfalls keine ganz eindeutigen Ursachen haben.

Eva Obermüller, science.ORF.at

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