Studie: Ungleichheit in der EU nimmt zu

Vor zwei Jahren haben die Vereinten Nationen die Nachhaltigen Entwicklungsziele beschlossen. Eine neue Studie sieht in der EU bei ihrer Umsetzung Positives und Negatives – so hat die Zahl der armutsgefährdeten Personen seit 2013 deutlich zugenommen.

Immer mehr Menschen sind zudem von sehr niedriger Erwerbstätigkeit betroffen. Das heißt, sie arbeiten deutlich weniger als sie könnten, was sich freilich in der Einkommenssituation der Betroffenen niederschlägt, erklärt Markus Hametner, Projektleiter am Institut für Nachhaltigkeitsmanagement der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien und leitender Wissenschaftler bei der Erstellung des Berichtes.

Auch die Einkommen aus landwirtschaftlicher Tätigkeit sind laut der Studie, die vom europäischen Statistikamt Eurostat in Auftrag gegeben wurde, in den letzten fünf Jahren leicht zurückgegangen, während die negativen Auswirkungen landwirtschaftlicher Produktion teilweise zugenommen haben.

Reiche werden eher reicher

Geringe bis keine Fortschritte erziele die EU auch bei der Reduzierung von Ungleichheiten sowohl zwischen Männern und Frauen als auch zwischen armen und reichen Bevölkerungsgruppen. Ärmere Bevölkerungsgruppen seien in den letzten fünf Jahren noch ärmer geworden, während die Einkommen von Besserverdienern stagnierten oder sogar leicht gestiegen sind.

„Diese Entwicklung widerspricht ganz klar dem Motto der UNO-Nachhaltigkeitsziele, welches besagt, dass alle Teile der Bevölkerung gleichermaßen von den Fortschritten profitieren sollen“, betonte Hametner in einer Aussendung der Wirtschaftsuniversität zur Präsentation der Analyse.

Fortschritte bei Ressourceneinsatz und Energie

Positive Entwicklungen gab es demnach hingegen beim Material- und Energieverbrauch der EU-28, der „deutlich gefallen“ sei - und das trotz Wirtschaftswachstums. Allerdings sei diese Bewertung mit Vorsicht zu genießen, warnt Hametner.

Es sei unklar, „welche Rolle die Absiedelung rohstoffintensiver Industrien aus Europa, vor allem während der Wirtschaftskrise, dazu beigetragen hat, das heißt, wie viel des Material- und Energieverbrauchs die EU in den letzten Jahren an andere Weltregionen ausgelagert hat“.

Fortschritte wurden laut Bericht im Bereich „Konsum- und Produktionsmuster“, aber auch bei „sauberer Energie“, „Städte und Gemeinden“, „Leben am Land“ sowie „Gesundheit und Wohlergehen“ erzielt.

„Niemanden zurücklassen“

Der Katalog zu den „Sustainable Development Goals“, auf den sich die 193 Mitgliedsstaaten der UNO im September 2015 einigten, umfasst 17 Ziele, die bis 2030 erreicht werden sollen - nicht nur von klassischen Entwicklungsländern, sondern auch von sogenannten Schwellenländern und reichen Staaten. Das freiwillige Abkommen gilt im Unterschied zum Vorgänger, den Millennium Development Goals (MDGs), also für alle Länder.

Unter dem Motto „Niemanden zurücklassen“ umfassen die Ziele unter anderem die Beseitigung von Armut und Hunger, Zugang zu Bildung, Wasser und medizinischer Versorgung, Geschlechtergerechtigkeit, nachhaltiges Wirtschaftswachstum oder Klimaschutz. Österreich hinkt mit der Umsetzung nach Ansicht von NGOs im internationalen Vergleich hinterher. Erst 2020 soll ein erster Fortschrittsbericht präsentiert werden.

science.ORF.at/APA

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