Forscher und Trump: Epische Entfremdung

Es war ein Jahr der Ernüchterung für viele Forscher in den USA: Ein Präsident, der Fakten misstraut und dessen Entourage „alternative Fakten“ bemüht. Die Liste der wissenschaftlichen Tiefschläge des Jahres hat für das US-Journal „Science“ vor allem ein Gesicht - das von Donald Trump.

Der angekündigte Rückzug der USA aus dem Pariser Klimaabkommen, das Zurückfahren zahlreicher nationaler Maßnahmen zum Schutz von Umwelt oder Wasser und die Forderung nach Budgetkürzungen für die großen Wissenschaftsbehörden sind ein Teil des Problems. Hinzu kommt Donald Trumps Personalpolitik. Wichtige Positionen an der Spitze der Umweltbehörde EPA und des Energieministeriums etwa hat er mit Wissenschafts- und Klimawandel-Skeptikern besetzt. Trumps Wunschkandidat für die NASA, deren Satelliten auch Klimaeffekte untersuchen, zweifelt ebenfalls am Klimawandel.

Weiterhin vakant ist dafür die Position des Wissenschaftlichen Beraters im Weißen Haus. „Es ist wichtig, dass Wissenschaftler (mit dem Weißen Haus) zusammenarbeiten und Prioritäten für das Forschungsbudget des Präsidenten setzen, Ratschläge geben“, betont der Republikaner Arden Bement, der unter Präsident George W. Bush unter anderem das Nationalinstitut für Standards und Technologie leitete.

Sprachregelung und Proteste

Für Aufregung hatten auch Sprachregelungen gesorgt. So war im Energieministerium der Begriff „Klimawandel“ nicht so gern gesehen. Und jüngst legte die US-Regierung den für Gesundheit zuständigen Centers of Disease Control (CDC) nahe, auf Begriffe wie „Transgender“, „Fötus“ oder „auf der Grundlage von Beweisen“ in bestimmten Publikationen zu verzichten - auch wenn die CDC-Direktorin betonte, es gebe keinen Wörter-Bann.

Der „March for Science“ brachte im Frühjahr allein in der Hauptstadt Washington rund 100.000 Menschen auf die Straße. Doch ob durch ihn der öffentliche Druck oder nur der Bruch zwischen Regierung und Wissenschaft größer wurde, ist umstritten. Auf einem großen Treffen der Nationalen Wissenschaftsakademien im November, traditionell dem Austausch zwischen Forschung und Administration gewidmet, nahm zumindest kein einziger Regierungsvertreter teil.

Andere Tiefschläge

Aber Schlappen gab es auch in anderer Hinsicht für die Wissenschaft, moniert „Science“: So kochte die #MeToo-Debatte in den USA auch in akademischen Reihen hoch. Forscherinnen verklagten im September das renommierte Salk-Institut (San Diego), weil der dortige „Alt-Herren-Club“ Forschungsgelder und -räume unter sich aufteile und Frauen benachteilige. Auch in Universitäten in Boston und New York strengten Studierende Klagen wegen sexueller Übergriffe ihrer Lehrer an.

Und auch für Meeressäuger war 2017 kein gutes Jahr. Nach dem Scheitern eines aufwendigen Rettungsplans ist der Kalifornische Schweinswal, von dem im Golf von Kalifornien nur noch 30 Exemplare leben, vom Aussterben bedroht. Auch um die Zukunft des Atlantischen Nordkapers, eines großen Glattwals, und des Narwals mit seinem markanten Fünf-Meter-Stoßzahn, sieht es nach neuen Untersuchungen schlecht aus.

Andrea Barthélémy, dpa

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