Handliches Lesegerät soll 2019 auf den Markt
Heute vor 209 Jahren, am 4. Jänner 1809, kam Louis Braille zur Welt. Die nach ihm benannte Schrift besteht aus sechs ertastbaren Punkten, aus denen Buchstaben gebildet werden.
„Braille war ein Pionier der Digitalisierung, denn er hat unsere analogen Schriftzeichen in sechs Bits umgewandelt“, erklärt Wolfgang Zagler von der Arbeitsgruppe Tetragon. Zagler hat an der Technischen Universität Wien Hilfsmittel für Menschen mit Behinderung entwickelt und betreibt das in der Pension mit Tetragon weiter.
Ö1-Sendungshinweis
Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell: 4.1., 13:55 Uhr.
Digitalen Text in Braille umzuwandeln, sei einfach, so Zagler, einen Haken haben gewöhnliche Braille-Lesegeräte dennoch: „Sie kosten mehrere tausend Euro, sind so groß wie eine PC-Tastatur und sehr empfindlich. Wenn ich in der U-Bahn oder am Strand mein E-Book nicht lesen kann, weil die Sache so empfindlich ist und kein Sandkorn reinkommen darf, leidet die Attraktivität von Braille.“ Ein Computer oder Smartphone mit Audiowiedergabe sei da billiger und praktischer. Wird digitaler Text hauptsächlich gehört und wenig gelesen, leiden darunter die Rechtschreibkenntnisse blinder und sehbehinderter Menschen, sagt Erich Schmid vom Bundes-Blindenerziehungsinstitut.
Tetragon
Tragbarer Lesering
Dass blinde Menschen im Alltag wieder mehr lesen, will Zaglers Team mit dem sogenannten BrailleRing erreichen. Das Gerät soll einen Innendurchmesser von vier Zentimetern haben und so robust sein, dass er problemlos in der Hosentasche mitgenommen werden kann. Der Leser schließt es an PC oder Smartphone an, legt den Finger in den Ring und bewegt diesen beispielsweise über einen Tisch. Dadurch bilden sich auf der Innenseite die Buchstaben, unter dem Finger vorbeigleiten und gelesen werden können.
Um den BrailleRing robust und kostengünstig herzustellen, ist Zaglers Team mit einem amerikanischen Unternehmen im Gespräch, das auf die Fertigung von feinmechanischen und mechatronischen Teilen spezialisiert ist. Klappt die geplante Finanzierung mittels Forschungsförderung, könnte das Gerät Mitte 2019 auf den Markt kommen. Dabei soll es den Preis eines Smartphones nicht übersteigen.
Katharina Gruber, Ö1-Wissenschaft