Psychotest für künftige Prothesenträger

Künstliche Hände geben Patienten nach schweren Unfällen wieder Hoffnung. Doch nicht jede und jeder ist dafür geeignet. Wiener Forscher haben deshalb nun einen psychologischen Test entwickelt, der die Chancen für eine gelungene Therapie einschätzt.

„Immer wieder sehen wir Patienten, die Cyborg-ähnliche Fantasien mitbringen, was vor allem durch verzerrte Medienberichte bedingt ist. Sie müssen ausreichend darüber aufgeklärt werden, dass eine Handprothese kein Wunderding ist“, sagt Laura Hruby von der Medizinuni Wien.

Der nun in einer Studie vorgestellte psychologische Test helfe, „übersteigerte Erwartungen frühzeitig zu erkennen, ungeeignete Personen gegebenenfalls vom Programm auszuschließen und andererseits bei psychologischen Problemen Hilfe anzubieten bzw. gemeinsam Strategien zu entwickeln, diese Defizite zu überwinden.“

Vor allem nach Motorradunfällen

Hruby gehört zum Forscherteam um Oskar Aszmann, einem führenden plastischen Chirurgen und Entwickler bionischer Prothesen.

2015 hat er das Konzept der Bionischen Rekonstruktion vorgestellt. Sie wendet sich vor allem an Opfer von Unfällen, häufig etwa mit Motorrädern. Wenn der Arm gewaltvoll vom Körper weggeschleudert wird, können einzelne Nervenwurzeln aus dem Rückenmark ausgerissen werden. Die Leitungsbahn Gehirn–Rückenmark-Nerv wird unterbrochen, die Patienten können danach die Hand weder bewegen noch fühlen.

Wird danach schnell operiert, kann die Funktion in der Schulter und im Ellenbogen in vielen Fällen wieder hergestellt werden, heißt es in einer Aussendung der Meduni. Die Muskeln der Hand überleben diese Zeit ohne Nervenversorgung jedoch meistens nicht.

Klärung der Erwartungen vor der Amputation

Für solche Patienten bietet die Bionische Rekonstruktion eine Chance: Frische Muskeln werden in den Unterarm transplantiert, die funktionslose Hand durch eine mechatronische ersetzt. Die notwendige Amputation der eigenen Hand ist aber ein gravierender Eingriff in die körperliche Integrität. Die Forscher haben deshalb den Psychotest entwickelt, den die Patienten vor der Amputation machen. Er soll klären, ob sie sich der Tragweite ihrer Entscheidung bewusst sind und abschätzen können, mit welchem Aufwand die Rehabilitation einhergeht.

Der Test besteht aus mehreren Fragebögen und einem zweistündigen Interview mit der klinischen Psychologin Anna Pittermann. Es wird abgefragt, inwieweit der Unfall, der zur Nervenverletzung geführt hat, verarbeitet wurde, welche Erwartungen der Patient bzw. die Patientin an eine Prothese hat und ob diese realistisch sind.

science.ORF.at

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