Den Meeren geht die Luft aus

In den Weltmeeren wird der Sauerstoff zusehends knapp. Schuld daran sei vor allem der Klimawandel, sagen Wissenschaftler: Eine neue Übersichtsstudie zeigt das ganze Ausmaß.

In den vergangenen 50 Jahren habe sich das Problem der Sauerstoffarmut vervierfacht - nicht überall in den Weltmeeren gleich stark, sondern es gibt Todeszonen mit extrem wenig Sauerstoff. In Küstengewässern, einschließlich Flussmündungen und Randmeeren, haben sich Standorte mit niedrigem Sauerstoffgehalt seit 1950 sogar mehr als verzehnfacht, fasst das an der Studie beteiligte GEOMAR Helmhotz Zentrum für Ozeanforschung zusammen.

Weltkarte mit sauerstoffarmen Zonen in den Weltmeeren

GO2NE working group. Data from World Ocean Atlas 2013 and provided by R. J. Diaz

Rot: küstennahe „Todeszonen“; blau: sauerstoffarme Gebiete im offenen Meer.

Die Gebiete mit extremer Sauerstoffarmut wachsen sowohl im offenen Ozean - vor allem in den Tropen, südwestlich von Afrika und westlich von Südamerika - als auch in Küstenregionen. In Küstennähe sind nicht nur Lebewesen im Wasser betroffen, sondern auch Menschen, die vom Meer leben - nämlich die Fischerei.

Hauptursache: Klimawandel

Als wichtigste Ursache für die wachsende Sauerstoffarmut in Meeresregionen nennen die Wissenschafter/innen den Klimawandel: Wärmeres Oberflächenwasser enthält weniger Sauerstoff.

Es führt außerdem dazu, dass die Schichtung des Ozeans stabiler wird, wodurch sich Vermischung und Zirkulation abschwächen und es schwieriger wird, das Innere des Ozeans zu belüften, erklären die Forscher/innen von GEOMAR. Eine weitere Ursache sei die Überdüngung der Meere, vor allem in Küstennähe.

Schutz tut Not

Die Forscher/innen haben auch Lösungsideen. Allen voran: nichts Geringeres als den Klimawandel zu stoppen. Aber auch schon bessere Aufbereitung von Abwasser würde helfen, heißt es. Zudem schlagen sie vor, Schutzzonen im Meer einzurichten - und zwar am Rande solcher sauerstoffarmen Zonen, damit sich die Natur erholen könne.

Und viertens brauche es mehr Forschung bzw. mehr Daten: „Leider haben wir noch zu wenig Beobachtungen aus den Ökosystemen im offenen Ozean. Für einen effektiven Schutz müsste man das ändern“, meint der deutsche Ozeanograph Andreas Oschlies.

Die Studie ist das Ergebnis einer internationalen Arbeitsgruppe im Global Ocean Oxygen Network. Das GO2NE wurde 2016 von der Ozean-Kommission der Vereinten Nationen (IOC) ins Leben gerufen .

Barbara Riedl-Daser, science.ORF.at

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