USA: Flüsse werden immer salziger

Seit den 1950er Jahren steigt der Salzgehalt der US-amerikanischen Flüsse - und das hat Einfluss auf das Trinkwasser, beklagen US-Ökologen in einer neuen Studie. In Österreich sind die Werte niedriger, mehr Salze sind stellenweise dennoch zu verzeichnen.

Salzstreuung im Winter sei im Nordwesten der USA einer der Gründe für den ansteigenden Salzgehalt in Flüssen, im Mittleren Westen seien unter anderem Düngemittel dafür verantwortlich, meint ein Team rund um die Ökologen Sujay Kaushal von der University of Maryland und Gene Likens vom Cary Institute of Ecosystem Studies.

Weitere „Salzlieferanten“ seien Abwässer und abgetragenes Gestein in Bergbauregionen. Aber auch bei der Verwitterung von Baustoffen wie Beton werden Salze freigesetzt, die ins Flusswasser gelangen.

Erhöhte Werte in jedem dritten Fluss

Die Wissenschaftler nutzten Daten, die ab den 1950er Jahren an 232 geologischen Untersuchungsstationen entlang von Flüssen und Strömen erhoben wurden. Dabei stellten sie bei mehr als einem Drittel einen erhöhten Gehalt von Natrium, Kalzium und Magnesium fest, den sie auf gelöste Salzverbindungen zurückführen.

Rio Grande in Texas

AP/Eric Gay

Auch den Rio Grande haben die Forscher untersucht: Hier fanden sie eine Zunahme von Natrium

In manchen Flüssen, wie etwa im Canadian River in Texas, ist der Natriumgehalt innerhalb von rund 40 Jahren von durchschnittlich 200 Milligramm (mg) pro Liter auf 650 mg pro Liter angestiegen.

Zum Vergleich: In Österreich liegt der Grenzwert für Natrium im Wasser bei 200 mg pro Liter. Anders als hierzulande gibt es in den USA keine Richtwerte für Salzverbindungen im Fluss- und Grundwasser. Das sehen die US-Wissenschaftler als Manko: Sie appellieren an die US-Umweltbehörde, Salze als Wasserverschmutzung zu deklarieren und auf nationaler Ebene zu regulieren. Außerdem fordern sie lokale Lösungen wie weniger Streusalz und Filter in Abwassersystemen.

Salz löst Giftstoffe aus Rohren

In anderen amerikanischen Flüssen ist zwar laut der Studie eine Verdoppelung des Natriumgehalts zu beobachten, allerdings sind die Werte oft noch innerhalb der Grenzwerte, die in Österreich und der EU gelten. Etwa beim Sheyenne River in North Dakota, in dem der Natriumgehalt von 50 mg auf 90 mg gestiegen ist.

Wird Flusswasser als Trinkwasser verwendet, führe der hohe Salzgehalt zu Problemen, meinen die Ökologen: Alte Wasserrohre enthalten oft giftige Metalle, die durch salzhaltiges Wasser gelöst werden können. In Flint, Michigan löste etwa der hohe Salzgehalt im Flint-Fluss 2014 eine Verseuchung des Trinkwassers mit Blei aus.

Ö1-Sendungshinweis

Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell: 9.1., 13:55 Uhr.

In Österreich gibt es seit 1991 einheitliche Untersuchungen für Salzverbindungen (Chloride) und den einzelnen Salzbestandteilen in Flüssen, die von den Bundesländern in Kooperation mit dem Umweltbundesamt und dem Umweltministerium durchgeführt werden. Der Grenzwert von durchschnittlich 150 mg Chlorid pro Liter werde nicht annähernd erreicht, erklärt Yvonne Spira, Expertin für Oberflächengewässer beim Umweltbundesamt gegenüber science.ORF.at.

Nur geringer Anstieg in Österreich

Ein nennenswerter Anstieg könne nicht beobachtet werden. Einzelne Ausreißer gebe es dennoch, etwa dort, wo Salz abgebaut werde, sagt Wolfgang Heinisch, von der Abteilung Wasserwirtschaft des Landes Oberösterreich. Dort erhebt man die Daten für das Bundesland: „Wir stellen eine leichte Zunahme der Salzkonzentrationen fest, die bewegt sich aber mit durchschnittlich 30 bis 40 mg Chlorid pro Liter weit unter den Grenzwerten.“

Die Chloride wurden in der US-Studie nicht gemessen, lediglich die einzelnen Bestandteile Natrium, Kalzium und Magnesium, die in Chloriden vorkommen. Auch sie werden in Österreich gemessen und liegen bundesweit im Durchschnitt bei etwa zehn Prozent der zulässigen Menge, heißt es beim Umweltbundesamt – bei Natrium sind es durchschnittlich 13 mg pro Liter.

Warum die US-amerikanischen Flüsse salziger sind als die europäischen, geht aus der Studie nicht hervor. Ein Erklärungsansatz könnte das Streusalz sein: Dessen Gebrauch hat sich pro Straßenkilometer in den USA zwischen 1970 und 2001 verdoppelt, in Deutschland etwa ist der Streusalzgebrauch in diesem Zeitraum gleichgeblieben. In Österreich gibt es diesbezüglich keine Langzeitdaten.

Katharina Gruber, Ö1-Wissenschaft

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