Das Superschwarz der Paradiesvögel

Die Federn der Paradiesvögel sind superschwarz - so schwarz, wie es nur überhaupt geht. US-Forscher haben die Federn nun unter die Lupe genommen: Die Struktur macht sie zu extrem wirksamen „Lichtschluckern“.

Anpassungen im Tierreich können bisweilen ziemlich unpraktisch sein. Dieses Prinzip führen die Paradiesvögel in Farb- und Formvollendung vor: Die Weibchen bevorzugen Männchen mit auffälligem Federkleid. Solch knallbunte und ausladende Federn sind natürlich kein Vorteil, wenn sich ein Fressfeind nähert - doch die Weibchen haben in diesem Fall das letzte Wort.

Paradiesvögel bei der Balz

Ed Scholes

Gespreitzter Federkragen: So balzt der Paradiesvogel Lophorina superba

Sie haben ihren Sexualpartnern Unzweckmäßiges angezüchtet, weil sich gerade darin die genetische Güte des jeweiligen Trägers zeigt. Nach dem Motto: Wer das Handicap nicht zu tragen imstande ist, kann auch keine guten Gene haben.

Wie weit die Paradiesvögel dieses Spiel getrieben haben, zeigt nun eine Studie im Fachblatt „Nature Communications“. Forscher um die Harvard-Biologin Dakota McCoy haben sich darin die Mikrostruktur der Paradiesvogelfedern angesehen.

Das deshalb, weil die schreiende Optik der Federn durch einen Kontrasteffekt entsteht, durch Farbe auf schwarzem Grund - eigentlich auf superschwarzem Grund, die dunklen Federn der Paradiesvögel sind nämlich so schwarz, wie es die Physik erlaubt.

Feder eines Paradiesvogels

Dakota McCoy

Totale Absorption: Die Federn von Paradiesvögeln sind auch dann noch schwarz, wenn man sie - wie hier - mit Gold überzieht

Licht zu 99,95 Prozent absorbiert

Wie McCoy in ihrer Studie schreibt, absorbieren sie bis zu 99,95 Prozent des einfallenden Lichts. Das erreichen sie nicht durch Pigmente, sondern durch eine schräg-vertikale Anordnung von Filamenten, die das Licht mehrfach streuen und letztlich verschlucken.

„Strukturelle Absorption“ nennen Forscher diesen Effekt. Wer dieses Schwarz betrachtet, blickt in ein seltsames, konturloses Nichts, die totale Absenz von Farbe und Licht.

Ähnliche Attribute wurden auch für das künstliche Vantablack vergeben, das derzeit schwärzeste Schwarz auf dem Markt. Die Substanz wurde an den britischen National Physics Laboratories und später von der Firma NanoSystems entwickelt und sorgte letztes Jahr für einige Aufregung, weil sich der indisch-britische Künstler Anish Kapoor die exklusiven Nutzungsrechte dafür sichern ließ.

Das unterscheidet Vantablack vom Schwarz der Paradiesvögel: Im Tierreich sind die Nutzungsrechte - naturgemäß - der ganzen Art vorbehalten. Physikalisch betrachtet ist der Unterschied jedenfalls nicht allzu groß. Vantablack absorbiert 99,965 Prozent des einfallenden Lichts, es ist also um bloß 0,15 Promille schwärzer.

Robert Czepel, science.ORF.at

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