Frauen bügeln auch in Pension mehr

Bügeln, kochen, Einkaufen gehen: Frauen verrichten laut einer neuen Studie auch in der Pension den Löwenanteil der Hausarbeit. Rund fünf Stunden sind es pro Tag, bei Männern nur drei – dabei ist Hausarbeit für beide Geschlechter gesundheitlich von Vorteil.

„Pensionisten und Pensionistinnen fühlen sich subjektiv gesünder, wenn sie mehr Hausarbeit machen“, sagt Tilman Brand vom Leibniz Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen. Für Frauen gebe es aber eine Obergrenze: „Sie liegt bei bis zu drei Stunden Hausarbeit, kombiniert mit sieben bis acht Stunden Schlaf pro Tag. Arbeiten sie länger im Haushalt und schlafen zu wenig oder zu viel, dann fühlen sie sich weniger wohl." Für Männer gebe es keinen derartig eindeutigen Zusammenhang, so Brand gegenüber science.ORF.at.

Mit seinem Kollegen Nicholas Adjei hat er Daten aus einer internationalen Studie (“MTUS“) ausgewertet, die misst, wie Menschen ihre Zeit verbringen. Die Angaben stammen von rund 15.000 Männern und 21.000 Frauen über 65 Jahren aus sieben Industrienationen: Deutschland, Italien, Spanien, Großbritannien, Frankreich, Niederlande und USA.

Kulturelle Stereotype werden bestätigt

Das Ergebnis spiegelt tradierte Geschlechterrollen. Die älteren Damen investieren die meiste Zeit in Bügeln, Kochen und Einkaufen (im Schnitt mehr als dreieinhalb Stunden pro Tag, bei Männern sind es nur eineinhalb Stunden). Die älteren Herren wiederum sind eher für die Gartenarbeit und gelegentliche Reparaturen im Haushalt zuständig (69 Minuten pro Tag, nur 38 Minuten bei den Frauen).

Von den untersuchten Ländern ist Italien das Land, in dem die pensionierten Männer am wenigsten und die pensionierten Frauen am meisten Hausarbeit verrichten. Und um die kulturellen Stereotypen noch weiter zu bestätigen: Deutschland ist das Land, in dem insgesamt am meisten Hausarbeit verrichtet wird.

Geht doch: Pensionist und Pensionistin beim gemeinsamen Einkaufen

APA - Barbara Gindl

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Bei allen Angaben handelt es sich um Selbsteinschätzungen der Betroffenen, es kann also auch sein, dass es sich um sozial erwünschte Antworten handelt und nicht zwangsläufig um die Abbildung der Wirklichkeit. Zu betonen ist auch, dass die Forscher Zusammenhänge untersucht haben, aber keine Kausalitäten: Es kann also genauso sein, dass Hausarbeit gut für die Gesundheit ist, wie dass gesündere Menschen eher Hausarbeiten verrichten.

„Wir gehen von einer wechselseitigen Beziehung aus“, sagt Studienautor Tilman Brand, der deshalb auch nur eine vorsichtige Empfehlung für die Praxis abgeben mag: „Ein gesunder Schlaf mit sieben bis acht Stunden - nicht mehr und nicht viel weniger - in Kombination mit einer zwischen den Geschlechtern gerecht aufgeteilten Hausarbeit nützt Männern und Frauen für ihre Gesundheit.“

Lukas Wieselberg, science.ORF.at

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