Öffentliche Forschung hat zu wenig Geld

Vor Kurzem hat sich der Pharmakonzern Pfizer aus der Alzheimer-Forschung zurückgezogen. Schnell wurde gefordert, dass nun die staatlich finanzierte Forschung einspringen müsse. Experten sehen zwei Probleme: zu wenig Geld und kaum innovative Firmen.

Insgesamt 16,2 Millionen Euro hat der Wissenschaftsfonds FWF in den letzten zehn Jahren in die Alzheimer-Forschung investiert - darunter auch sechs klinische Projekte, so FWF-Präsident Klement Tockner im Interview mit science.ORF.at: „Die Projekte haben sich in erster Linie der Diagnostik gewidmet, also Methoden zur frühzeitigen Identifizierung von Risikopatienten.“ Und er fügt gleich hinzu: Bei weitem nicht alle eingereichten Projekte können gefördert werden, nur rund ein Fünftel der Anträge wird genehmigt, in der klinischen Forschung sogar noch weniger: „Die fehlenden Ressourcen halten natürlich Forscherinnen und Forscher davon ab, Anträge beim FWF zu stellen.“

Grundlagenforschung fördern, Risiko verringern

Das Risiko in der Forschung sei zu hoch, so hat das Pharmaunternehmen Pfizer seinen Ausstieg aus Alzheimer und Parkinson argumentiert. Das sei genau das Argument, um die Finanzierung der Grundlagenforschung zu stärken, so Tockner: „Wir fördern insbesondere risikoreiche Forschung. Das heißt, wir verringern das Risiko für Firmen, die dann in die Entwicklung von Medikamenten einsteigen können.“

Von diesen Firmen gibt es aber in Österreich grundsätzlich zu wenige, sagt der Rektor der Medizinischen Universität Wien, Markus Müller. Neben dem Geldmangel in der Grundlagenforschung verweist er auf das fehlende Risikokapital: „Es gibt in Österreich de facto keine oder nur eine sehr kleine Venture-Capital-Szene im Bereich Biotechnologie.“

Fehlendes Risikokapital

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Obwohl in den letzten Jahren die Skepsis gewachsen ist, dass in Sachen Alzheimer ein Durchbruch bevor steht, gehe die Forschung weiter, dutzende neue Angriffspunkte seien in Diskussion, um die Krankheit zu verhindern oder zu behandeln. Damit aus einem erfolgversprechenden Ansatz ein Medikament wird, brauche es Zeit und Geld, so Müller. „Das funktioniert in der Regel nur in der großen Pharmaindustrie oder mit Hilfe von Start-ups. Diese Start-ups sind aber angewiesen auf eine entsprechende Frühphasenfinanzierung durch Venture Kapital.“ Dafür entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen, sei Aufgabe der Regierung, so der Rektor der Medizin-Universität Wien.

In Österreich sind derzeit geschätzte 100.000 Menschen an Morbus Alzheimer erkrankt, bis 2050 wird ein Anstieg auf 230.000 Betroffene erwartet. Weltweit wird sich nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Zahl der Demenzkranken bis zum Jahr 2050 auf 152 Millionen Menschen verdreifachen.

Elke Ziegler, Ö1-Wissenschaft

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