Donau: Fäkalien meist von Menschen

Trotz Kläranlagen ist primär der Mensch für die Verschmutzung der Donau mit Fäkalien verantwortlich, Viehhaltung spielt eine geringe Rolle, wie eine umfangreiche Analyse zeigt. Mit einer neuen Methode lassen sich menschliche und tierische Fäkalien besser unterscheiden.

Bereits 2013 wurden im Rahmen des „Joint Danube Survey“ von Wissenschaftern an über 70 Stellen der Donau, etwa von Ulm (Deutschland) bis zum Delta, Proben genommen, und zwar in der Mitte des Flusses und im Uferbereich. Zusätzlich wurde an drei Stellen die Wasserqualität über den Zeitraum eines Jahres beobachtet. Die Proben wurden einerseits mit Standardmethoden auf Basis sogenannter Indikatorbakterien analysiert, andererseits mit molekulargenetischen Methoden.

Im Gegensatz zur Standardpraktik erlaubt der molekulargenetische Zugang, anhand von Bakterien-Erbgut zwischen menschlichen und tierischen Fäkalien zu unterscheiden. Die Forscher um den Mikrobiologen Andreas Farnleitner von der Technischen Universität (TU) Wien und der Karl Landsteiner Universität für Gesundheitswissenschaften in Krems haben in der Studie mehr als 4.000 Proben analysiert. „Über genetische Marker spezifischer Bakterienarten können wir nachweisen, von wem die mikrobiologischen Fäkaleinträge stammen“, sagt Farnleitner zur APA.

Viehwirtschaft spielt geringe Rolle

Das eindeutige Ergebnis: „Über eine Länge von 2.580 Kilometern stammen die mikrobiellen Fäkalbelastungen in der Donau vor allem vom Menschen. Die Rolle von Weidevieh und intensiver Schweinehaltung entlang des Flusses war überall vergleichsweise gering“, so Alexander Kirschner vom Institut für Hygiene und Angewandte Immunologie der Medizinischen Universität Wien, der gemeinsam mit Farnleitner die Studie koordiniert hat. So fanden sich in rund 80 bzw. 92 Prozent der Proben jene beiden Marker, die von Menschen stammende fäkale Verunreinigung anzeigen, dagegen nur in vier bis neun Prozent jene beiden Marker, die auf Ursprung von Wiederkäuern und Schweinen hindeuten.

Die Donau durchfließt den Nationalpark Donau-Auen

APA/KYRA HERTEL

Die Donau durchfließt den Nationalpark Donau-Auen

Generell müsse man sagen, dass die Donau für ihre Länge und die Größe ihres Einzugsgebiets „eine sehr gute mikrobiologische Qualität hat“, betonte Farnleitner. Der Grund dafür seien die zahlreichen kommunalen Kläranlagen. Der Schwerpunkt der Abwasserreinigung liegt dabei auf der mechanisch-biologischen Klärung „und die hat das primäre Ziel, Nährstoffe zu entfernen, also organische Kohlenstoffverbindungen, Phosphor und Stickstoff“.

Es würden dabei zwar auch große Teile der fäkalen mikrobiellen Belastung reduziert, „aber es bleiben immer noch fäkale Mikroorganismen über, um das messen zu können“. Insofern findet Farnleitern die Ergebnisse der Studie nicht überraschend, „damit war zu rechnen“. Bisher habe man aber die Verursacher der Verunreinigung nicht identifizieren können.

Wichtig für Qualitätsmanagement

Ob die mikrobiologische Qualität für eine unmittelbare Nutzung ausreichend sei - z.B. als Badegewässer oder als Bewässerungswasser - könne man ohne Kenntnis der genauen örtlichen Situation nicht sagen, betont Farnleitner. Das sei auch nicht Fragestellung der Studie gewesen.

Die Studienergebnisse zeigen Herkunft und Verteilung über den gesamten Verlauf der Donau. Einzelne gemessene Werte seien aber eine Momentaufnahme und würden kein seriöses Bild des jeweiligen Standortes zeigen, dafür müsste man über einen längeren Zeitraum Proben nehmen.

Weil die Donau von sehr vielen Gemeinden über Uferfiltration und Aufbereitung als Trinkwasserressource genutzt werde, habe es aber auch für das Qualitäts- und Sicherheitsmanagement „generelle Bedeutung zu wissen, wer die Verursacher fäkaler mikrobieller Belastung sind und in welcher Konzentration diese vorkommt“.

science.ORF.at/APA

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