Europas ungenützte Rohstoffschätze

600 Kilogramm Automaterial, 250 Kilo Elektrogeräte und 17 Kilo Batterien: So viel besitzt statistisch jeder EU-Bürger. Ein guter Teil landet früher oder später auf dem Müll, dabei sind darin wertvolle Rohstoffe enthalten. Eine europaweite Datenbank hat sie nun dokumentiert.

Die „Urban-Mine-Platform“ zeigt an, wie viele der Rohstoffe in Umlauf oder verfügbar sind und wo man besser recyceln könnte (aktuell ist der Server überlastet, Anm.). Sie ist nach Eigenangaben die bisher umfangreichste und genaueste Schätzung für bestimmte ungenutzte Ressourcen in Europa.

Plattform für Urban Mining

So produzierten die 28 EU-Mitgliedsländer sowie Norwegen und die Schweiz im Jahr 2016 10,5 Millionen Tonnen Elektroschrott, sieben bis acht Millionen Tonnen Autoschrott und zwei Millionen Tonnen Altbatterien. Das ist rund ein Viertel der Weltschrotts, wobei in Europa nur ein Zehntel der Weltbevölkerung lebt. In dem Abfallberg sind riesige Mengen wertvoller und potenziell wieder verwertbarer Rohstoffe enthalten, etwa Edelmetalle und Seltene Erden. Die Urban-Mine-Platform listet Daten zu Elementen und Materialien in den Produkten auf.

Entwicklungskurve des Vorkommens verschiedener Rohstoffe im Elektroschrott in Europa ab 2000

ProSUM

Ein Beispiel betrifft Elektrogeräte in der EU. Die Grafik oben zeigt, wie sich der Anteil bestimmter Elemente und Rohstoffe, die für ihre Herstellung nötig sind, seit dem Jahr 2000 verändert hat – samt Prognose bis 2020. Dabei zeigt sich ein allgemeiner Trend zu Wachstum, im Detail aber auch Unterschiede: Da die Elektrogeräte immer kleiner werden, sinkt etwa das Volumen an Platinen, dafür explodiert der Anteil an Plastik. Auch die Anteile von Silber, Gold, Indium und Palladium entwickelten sich unterschiedlich.

Ziel: Kreislaufwirtschaft

Die neue Datenbank soll Urban Mining vereinfachen, also den Versuch, die in Abfällen vorhandenen Rohstoffe zu nutzen und damit näher zu einer Kreislaufwirtschaft zu kommen. „Daten zu kritischen Rohstoffen wurden bisher von ganz verschiedenen Institutionen produziert, von Regierungen über NGOs bis zur Industrie, in ganz unterschiedlichen Formaten“, sagt Jaco Huisman vom Projekt ProSum, das die Datenbank erstellt hat. Mit ihrer Hilfe seien die Daten nun leichter vergleichbar. Sie sollen Politik und Wirtschaft eine bessere Entscheidungshilfe geben.

Lukas Wieselberg, science.ORF.at

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