Ein Sportwagen fliegt zum Mars

Die US-amerikanische Raumfahrtfirma SpaceX will die bisher größte und stärkste Rakete ins All schicken. „Falcon Heavy“, so ihr Name, soll heute Abend vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral aus in Richtung Mars aufbrechen. Mit dabei: ein Auto.

Am Anfang, da war die „Falcon 1“. Ein Triebwerk blieb jedoch nicht lange allein. Acht weitere gesellten sich dazu, und so startet seit 2010 regelmäßig die größere „Falcon 9“ ins All. Doch auch deren neun Motoren bringen nur genug Schub, um Nutzlasten in die Erdumlaufbahn zu transportieren, zum Beispiel Nachschub für die Internationale Raumstation (ISS).

SpaceX-Gründer Elon Musk möchte aber gerne ein Auto zum Mars schicken. Das Cockpit des Wagens wird leer sein; die Rakete unbemannt. Das Autoradio jedoch wird einsam vor sich hin spielen, und zwar den Song „Space Oddity“ von David Bowie - auf dem Weg zum Mars. Dieser dunkelrote Tesla-Sportwagen ist die Probenutzlast der neuen „Falcon Heavy“, mit der Elon Musk seinen Traum eines Raketenstarts Richtung Mars wahr machen will.

Roter Sportwagen im Inneren einer Rakete

Elon Musk / Instagram

Elon Musk gewährte via Instagram bereits Einblicke

„Die ‚Falcon Heavy‘ wird die größte Rakete seit der Mondrakete ‚Saturn V‘ werden; die größte, die jemals irgendjemand geflogen hat – falls sie denn fliegt“, so die vorsichtige Einschätzung des US-Amerikaner Jason Davis, der bei der Planetary Society die Vorbereitungen zum Jungfernflug dieses Monstrums beobachtet.

Nach der „Falcon 1“ und der „Falcon 9“ hat SpaceX mit dem Zählen aufgehört. Deswegen heißt das neueste Projekt nur „Falcon Heavy“. Es ist eben ein Schwerlastträger, der massigere Nutzlasten weiter hinaus in den Weltraum tragen kann.

„Wir waren ganz schön naiv“

Sie könnte aber auch „Falcon 27“ heißen. Denn über so viele Triebwerke verfügt sie; dreimal mehr also als die „Falcon 9“. Da wird es selbst SpaceX-Chef Musk ganz mulmig. „Es hat sich herausgestellt, dass die ‚Falcon Heavy‘ doch wesentlich schwieriger umzusetzen war, als wir gedacht hatten“, musste der Firmengründer zugeben. Dabei habe sich das zunächst recht simpel angehört: „Wir hängen einfach noch zwei erste Raketenstufen an die mittlere an - das kann doch nicht so schwer sein?!“ Aber dieser Umbau habe alles verändert.

Statt einer „Falcon 9“ sollen nun also drei nebeneinander angebrachte „Falcon 9“-Raketen starten. Sie entwickeln dreimal so viel Schub. Aber mit dem Schub kommen die Probleme: Die Belastungen auf die Rakete verändern sich; die Aerodynamik ist eine andere; die Vibrationen und der Lärmpegel werden verdreifacht.

SpaceX hat an einigen Stellen auch die Belastungswerte überschritten, für die die Hardware zugelassen war. Schließlich musste auch noch eine automatische Stufentrennung erfunden werden. „Es ist alles viel, viel schwieriger geworden, als vor ein paar Jahren gedacht“, bilanzierte Musk. „Wir waren da ganz schön naiv.“ Jede einzelne der drei Raketen soll zurückfliegen zu ihrem Startplatz und später wieder verwendet werden. Das hat SpaceX bereits mehrmals erfolgreich erprobt.

Das Projekt

Ö1-Sendungshinweis:

Diesem Thema widmet sich auch ein Beitrag im heutigen Mittagsjournal, 5.2.2018, 12.00 Uhr.

Hohes Risiko

2013 hatte SpaceX die „Falcon Heavy“ erstmals angekündigt. Nun ist sie startklar. Denn ohne solch einen Frachtesel kämen die weiteren Pläne des kalifornischen Raumfahrtunternehmens nicht voran. Zunächst einmal soll die erste „Falcon Heavy“ auf ihrem Testflug den Tesla in einer Marsumlaufbahn absetzen, wo er den Mars dann auf ewig umkreisen wird.

Das ist nicht mehr als ein teurer Gag. Denn eine wirkliche, eine wissenschaftliche Nutzlast wäre für diesen Testflug viel zu riskant. Denn die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass die Rakete es nicht bis ins All schafft. Für den Fall hofft Musk, dass sie sich zumindest weit genug von der Startrampe entfernt, um sie im Falle eines Fehlstarts nicht zu beschädigen. „Das würde ich schon als Erfolg ansehe.“

Einmal um den ganzen Mond ...

Davis von der Planetary Society sieht das kritischer. Die „Falcon Heavy“ soll immerhin von Rampe 39A abheben - und das ist nicht irgendeine Startplattform. Von ihr sollen noch in diesem Jahr die ersten Astronauten in Dragon-Kapseln auf einer „Falcon 9“ zur ISS starten. „Was, wenn die ‚Falcon Heavy‘ auf der Plattform explodiert und sie nachhaltig beschädigt?“, fragte Davis. Das könne sich als Gefahr für das bemannte Raumfahrtprogramm der NASA erweisen. „Ich wette, dass sich im NASA-Hauptquartier beim Start einige auf die Lippen beißen werden in der Hoffnung, es möge alles gut gehen.“

Im August will SpaceX die „Dragon 2“-Kapsel erstmals unbemannt testen, im Dezember dann Astronauten mit ihr zur Raumstation schießen. Im gleichen Monat sollen Menschen zum ersten Mal auch eine „Dragon 2“-Kapsel auf der Spitze einer „Falcon Heavy“ erklimmen, so SpaceX-Chef Musk. „Das Schöne ist, dass die Schubkraft der ‚Falcon Heavy‘ ausreicht, die ‚Dragon 2‘ einmal um den Mond herum zu schießen.“

Der Hitzeschild der Kapsel sei ausreichend stark, um die Reibungshitze beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre auszuhalten, auch bei solch hohen Geschwindigkeiten wie der Rückkehr vom Mond. Zwei zahlende Weltraumtouristen sollen beim ingesamt vierten Flug der „Falcon Heavy“ in den Genuss dieser ungewöhnlichen Aussicht kommen.

Guido Meyer, science.ORF.at

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