Bakterien prägen den Geruchssinn

Wie gut jemand Gerüche wahrnimmt, könnte auch an den Bakterien in seiner Nase liegen. Grazer Forscher haben das Nasenmikrobiom und seinen Einfluss auf den Geruchssinn nun im Detail analysiert.

Über das Mikrobiom im Darm und seine Auswirkung auf die Gesundheit wird mittlerweile oft gesprochen - von psychischer Gesundheit bis zur normalen Verdauung. Aber nicht nur die Darmschleimhaut ist besiedelt von Bakterien, die uns helfen oder schaden. Auch die Nasenschleimhaut hat ihre ganz eigenen Bakterienkolonien - und erstmals zeigen jetzt Forscherinnen um Veronika Schöpf vom Institut für Psychologie der Universität Graz, dass sich Unterschiede darin auch auf die Riechfähigkeit auswirken können.

67 Probandinnen und Probanden wurden darauf getestet, wie gut sie darin sind, Gerüche bei niedrigen Konzentrationen wahrzunehmen, wie gut sie Gerüche unterscheiden und wie gut sie sie benennen können. Zehn waren besonders schlechte Riecher. Die aus der Nase entnommenen Proben aller Studienteilnehmer wurden dann auf Spuren von Bakterien untersucht.

Der Studie zufolge mischen 27 Bakterienstämme beim üblichen Nasenmikrobiom mit - also der bakteriellen Besiedlung des Riechorgans. Zwischen Menschen, die besonders gut, besonders schlecht oder durchschnittlich gut riechen, zeigten sich dabei merkliche Unterschiede in der Zusammensetzung.

Mehr Bakterien, schlechter Geruchsinn?

Mit dem Benennen von Gerüchen scheint die Zusammensetzung des Nasenmikrobioms dabei kaum etwas zu tun haben, aber wie gut man Gerüche wahrnimmt und sie auch unterscheiden kann, dürfte sehr wohl damit zusammenhängen. Je mehr verschiedene Bakterienstämmen sich im Nasenmikrobiom tummeln, umso schlechter scheint die Geruchswahrnehmung zu sein.

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Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell am 22.1. um 13:55

Zudem haben jene, die schlechter riechen können, eher solche Bakterienstämme, die stark riechende Buttersäure-Moleküle produzieren, wie zum Beispiel das recht bildlich benannte Faecalibacterium - ein Keim, der übrigens in einem gesunden Darm sehr häufig vorkommt. Dieser sowie eine Handvoll anderer Bakterien hätten sich als Indikator für eine verminderte Geruchswahrnehmung erwiesen.

Fundament für die Forschung

Bisher weiß man noch nicht sehr viel über das Mikrobiom der Nase. Die Grazer Studie bietet erste Einblicke in mögliche Zusammenhänge mit dem Geruchssinn. Dieser wird oft unterschätzt. Menschen, die nichts oder vermindert riechen, büßen einiges an Lebensqualität ein. Das Essen schmeckt nach nichts, es fehlen viele Alltagsinformationen - wenn z.B. etwas anbrennt, aber auch der Geruch anderer Menschen und was dieser über sie erzählt.

Daraus können Depressionen und soziale Ängste entstehen, auch weil man den eigenen Körpergeruch nicht mehr einschätzen kann. Solche Anosmien oder Hyposmien – also fehlender oder verminderter Geruchssinn – können manchmal ganz einfach nach Verkühlungen weiterbestehen, auch mit dem Alter nimmt die Wahrscheinlichkeit dafür zu.

Eine Studie aus 2017 schätzt, dass von drei bis zu 20 Prozent der Bevölkerung betroffen sein könnten, in unterschiedlichem Ausmaß. Um dem Phänomen auf die Spur zu kommen, ist es wichtig, möglichst viele Faktoren zu verstehen. Das Mikrobiom könnte Anhaltspunkte für mögliche Therapien liefern.

Isabella Ferenci, Ö1-Wissenschaft

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