Freundschaft zeigt sich auch im Gehirn

Gleich und gleich gesellt sich gern - für Freundschaften scheint das definitiv zu gelten. Dass Freunde die Welt auf recht ähnliche Weise wahrnehmen und verarbeiten, zeigen nun sogar Gehirnbilder.

Oft sind sie gleich alt, teilen gemeinsame Interessen und Überzeugungen, haben einen vergleichbaren sozialen Hintergrund und manchmal sehen sie sich sogar ein bisschen ähnlich: Der Mensch bevorzugt Freunde, die ihm gleichen. Soziale Homophilie nennt das die Wissenschaft.

Die Studie

„Similar neural responses predict friendship“, Nature Communications, 30.1.2018

Man vermutet, dass sich ganze Gesellschaften so organisieren - in Gruppen von ähnlichen Individuen. Das Ähnlichkeitsprinzip reicht sogar bis zu den Erbanlagen, wie eine Studie erst kürzlich festgestellt hat. Demnach sind Freunde einander genetisch deutlich ähnlicher als zufällig ausgewählte Paare.

Soziale Kontakte

Ob Freunde die Welt auch auf ähnliche Weise wahrnehmen und verarbeiten, haben die Forscher um Carolyn Parkinson von der University of California nun experimentell untersucht. Untersuchungsobjekt war der gesamte Jahrgang eines Graduiertenprogramms, insgesamt 280 Studierende.

Mit Hilfe von Fragebögen rekonstruierten die Psychologen zuerst das soziale Netzwerk, durch das die Probandinnen und Probanden im echten Leben miteinander verbunden sind. Eine zufällige Auswahl von 42 Studenten wurde dann zu Experimenten geladen.

Ähnliche Aktivitätsmuster

Dort bekamen alle dieselben Videos in der gleichen Reihenfolge zu sehen, z.B. Ausschnitte aus Comedies, Musikvideos, Dokumentationen und Diskussionsrunden. Gleichzeitig wurden ihre Gehirnaktivitäten mittels funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRI) aufgezeichnet. Danach wurde die Aktivität in etwa 80 Gehirnregionen ausgewertet und paarweise verglichen.

Tatsächlich waren die neuronalen Aktivitäten von Freunden einander am ähnlichsten. Mit dem Abstand im realen sozialen Netz wurden auch die Unterschiede im Gehirn größer. Laut den Forschern lässt sich anhand der Gehirnbilder nicht nur einschätzen, dass zwei Personen Freunde sind. Bis zu einem gewissen Grad kann man daran auch ablesen, wie weit entfernt voneinander zwei Menschen im realen sozialen Netzwerk sind. Selbst wenn andere Variablen wie ähnliches Alter, Geschlecht und Herkunft herausgerechnet wurden, blieb der Zusammenhang signifikant.

Ob die ähnliche Gehirnaktivität der Grund oder nur eine Folge der Freundschaft sind, lässt sich auf Basis der Daten nicht beurteilen. Jedenfalls zeigen die Ergebnisse einmal mehr, wie weit die Ähnlichkeit von Freunden reicht. Sie findet sich sogar in unbewussten mentalen Prozessen.

Eva Obermüller, science.ORF.at

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