Flucht aus dem Krötenmagen

Wird der Bombardierkäfer von einer Kröte verschluckt, ist das nicht sein Ende: In diesem Fall zündet er ein explosives Gasgemisch im Inneren der Kröte. Der bekommt das gar nicht.

Die Bombardierkäfer, 500 Arten sind es insgesamt, heißen nicht ohne Grund so: Sie alle haben Waffen entwickelt, die im Tierreich wohl einzigartig sind. In ihrem Hinterleib lagern sie die an sich schon unangenehmen Chemikalien Hydrochinon und Wasserstoffperoxid. Rückt ein Angreifer an, leiten die Käfer diese zwei Stoffe in eine körpereigene Explosionskammer, fügen noch zwei Enzyme als „Zünder“ hinzu - und spritzen dem Angreifer ein bis zu 100 Grad heißes Gasgemisch mit toxischem Benzochinon entgegen. Die Reaktion ist so heftig, dass dabei ein lauter Knall entsteht. Daher der Name.

Es folgt der Brechreiz

Shinji Sugiura und Takuya Sato, zwei Biologen von der japanischen Kobe-Universität, haben die Verteidigungskünste der Bombardierkäfer nun in einem etwas bizarren Laborversuch auf die Probe gestellt. Sie setzten den Käfer mit einer Kröte in eine Box - und warteten. Die Amphibie, aufs Fressen programmiert, verschluckte sogleich die potenzielle Beute. Nicht wissend, dass der Käfer alsbald in ihrem Magen seine toxische Waffe abfeuern würde.

Wie die Forscher im Fachblatt „Biology Letters“ schreiben, löste dies bei den Kröten einen Brechreiz aus. Sie spien ihre Beute in 43 Prozent aller Fälle wieder aus. Die solcherart befreiten Käfer überlebten den Angriff mehr oder minder unbeschadet - womit bestätigt ist, was man zuvor auch schon vermuten durfte. Bombardierkäfer sind wehrhaft und robust obendrein. Sugiura und Sato haben von ihrem Versuch auch ein Video angefertigt. Fazit: Hoher Ekelfaktor, der Erkenntnisgewinn hält sich in Grenzen.

Robert Czepel, science.ORF.at

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