Mikroplastik: Österreich gegen Alleingang

Etwa acht Mio. Tonnen Plastikmüll landen jährlich in den Ozeanen. Bis 2050 könnte es dort mehr Plastikteile geben als Fische. Länder wie die USA und Neuseeland wollen nun Mikroplastik verbieten. Das österreichische Umweltbundesamt ist für eine europäische Lösung.

Neuseeland verbietet ab Mai 2018 die Produktion und den Verkauf von Mikroplastik in Dusch- und Waschgels, die USA ab Juli. Auch im Vereinigten britischen Königreich dürfen sich ab Juli in den Verkaufsregalen keine Kosmetik-Produkte mehr mit Mikroplastik wieder finden. In Österreich gibt es bis dato keine gesetzliche Regelung. Mikroplastik sind Plastikteilchen, die fünf Millimeter und kleiner sind. Gezielt werden sie von der Industrie in Zahnpasten, Duschgels, Peelingcremen, Rasierschaum, Lippenstift oder auch Nagellacken eingesetzt, als Schleif- oder Trübungsmittel.

Europäische Strategie gesucht

Aus Sicht des österreichischen Umweltbundesamts brauche man eine europäische Strategie, ein Alleingang in Sachen Mikroplastik innerhalb der EU habe keinen Sinn, sagt Karl Kienzl, stellvertretender Leiter.

Ö1-Sendungshinweis

Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag im Mittagsjournal am 9.2. um 12:00

So habe die Europäische Kommission im Jänner eine Plastikstrategie publiziert, in der ein Prozess vorgesehen ist, der über die nächsten zwölf Monate die Mikroplastikanteile in bestimmten Produkten einschränken soll. Dieser Vorschlag liege jetzt bei der ECHA, der europäischen Chemikalienagentur, die ihn begutachte und Kienzl hält dazu fest: "Mir ist eine Lösung auf europäischer Ebene viel lieber, als eine rein nationale.“ Denn der Plastikmüll wie auch die Mikroplastik-Problematik sei ein globales Problem.

Verpackungen: das wahre Problem

Der Bann von Mikroplastik aus diversen Produkten ist aus Sicht des Umweltbundesamtes allerdings nur ein kosmetischer Schritt, keiner der das Problem Plastikmüll bei der Wurzel packt. Das große Thema sei die Kunststoffverpackung. Man müsse nur einmal daran denken, so Kienzl, wo überall Plastikverpackungen vorkommen.

Das beginne im Supermarkt, wo etwa vier Äpfel in Frischhaltefolie, statt einzeln angeboten würden. Oder man denke an die Zeitschriften und Werbeprospekte, die man im Postkasten ungefragt in Plastikfolie gehüllt findet. Auch wenn man sich ein neues Möbelstück kaufe, komme es mit Unmengen an Plastikverpackungsmaterial daher. Das heißt, sagt der stellvertretende Leiter des Umweltbundesamtes, dass wir ein Umdenken brauchen, hin zu einem viel bewussteren Umgang mit Plastik. Das Ziel müsse sein, es nur dort zu verwenden, wo wir es wirklich brauchen, wo es keine Alternativen gibt.

EU-Ratspräsidentschaft: Eine Chance?

Ab Juli 2018 übernimmt Österreich die EU-Ratspräsidentschaft. Karl Kienzl hofft, dass Österreich diese Präsidentschaft nachhaltig nutzen wird, um die aktuelle Plastikstrategie – die auf eine Kreislauf- statt auf eine Abfallwirtschaft setzt – weiter voranzutreiben.

Es sei enorm wichtig, die Industrie, den Handel, aber auch die Konsumentinnen und Konsumenten für die Plastikmüll-Problematik zu sensibilisieren. Im Supermarkt vier einzelne Äpfel zu kaufen, statt sie in Frischhaltefolie abgepackt in den Einkaufswagen zu legen, sei eigentlich recht einfach, so Kienzl.

Gudrun Stindl, Ö1-Wissenschaft

Mehr zum Thema