Supermikrochirurgie hilft nach Krebs-OPs

Wiener Mediziner haben zwei Verfahren weiterentwickelt, mit denen Nebenwirkungen nach Krebsoperationen besser behandelt werden können. Zum Einsatz kommt dabei Supermikrochirurgie, die winzige Nähte möglich macht.

Lymphödeme - Flüssigkeitsstaus im Gewebe - gehören zu den schwersten Nebenwirkungen nach Tumorentfernungen, erklärten die Forscher vom Comprehensive Cancer Center (CCC) der Meduni Wien am Montag. Die Beeinträchtigungen können von starken Schmerzen über Infektionen der Haut bis zum Funktionsverlust der betroffenen Gliedmaßen reichen und die Lebensqualität der Patienten stark mindern. Die klassischen Maßnahmen für die Behandlung zeigen oft nur wenig und nur zeitweise Wirkung, hieß es in einer Aussendung.

Die chirurgische Sanierung zerstörter Lymphgefäße ist eine herausfordernde Therapie, weil ihre Größe teilweise unter 0,7 Millimeter beträgt und sie mit herkömmlichen Verfahren nicht genäht werden können. Neben der Supermikrochirurgie kommen auch hochleistungsfähige Mikroskope und fluoreszierende Flüssigkeiten sowie Fluoreszenzkameras zum Einsatz.

Dünner als ein Haar

Bei den nun etablierten Verfahren werden einerseits jene Lymphkanäle, die noch intakt sind, mit naheliegenden Venen verbunden, in denen sie zusammengenäht werden. Damit kann die Lymphflüssigkeit, die sonst ins Gewebe gesickert wäre, über den Blutkreislauf abgeleitet werden. Bei der zweiten Methode können Lymphknoten an einer unversehrten Stelle des Körpers entnommen und an jene Region verpflanzt werden, an der Lymphknoten im Zuge der Tumortherapie entfernt oder zerstört werden mussten.

Diese Operationen erfordern einen sehr erfahrenen Chirurgen, spezielle Instrumente und ein modernes, leistungsstarkes Mikroskop, betonte Christine Radtke, Leiterin der Klinischen Abteilung für Plastische und Rekonstruktive Chirurgie der Meduni Wien. „Das Nahtmaterial ist dünner als ein Haar und die Nadel so fein, dass man sie mit freiem Auge gerade noch erkennen kann.“

„Noch sind diese lymphchirurgischen Verfahren auch in der Fachwelt wenig bekannt. Aber der Eingriff lohnt sich, denn die Betroffenen beschreiben danach eine schnelle Schmerzlinderung und eine deutliche Verbesserung im Alltag“, erläuterte die Expertin für Lymphchirurgie. Die beiden Verfahren können auch kombiniert werden.

science.ORF.at/APA

Mehr zu dem Thema: