Techtelmechtel der Dickhäuter

Beziehungsgeflechte sind oft kompliziert - das trifft auch für die Evolution der Elefanten zu: Die verschiedenen Arten von Elefanten und Mammuts hatten im Lauf der Jahrmillionen diverse Techtelmechtel, wie Forscher berichten.

So hatte der Europäische Waldelefant (Palaeoloxodon antiquus), der vor 50.000 bis 35.000 Jahren ausgestorben ist, zum Beispiel Einflüsse vom stammbaummäßig sehr weit entfernten Wollhaarmammut (Mammuthus primigenius), vom heute noch in Afrika lebenden Waldelefanten (Loxodonta cyclotis) und von einem Vorfahren der afrikanischer Steppenelefanten (Loxodonta africana).

Ihre Ahnen hatten demnach immer wieder außerartliche Beziehungen. Früher sah man den Europäischen Waldelefanten als pure Schwesternart des Afrikanischen Waldelefanten an.

Swazi (Mitte), eine Afrikanische Steppenelefantenkuh, deren DNA in der Studie entschlüsselt wurde

San Diego Zoo Global

Swazi (Mitte), eine Afrikanische Steppenelefantenkuh, deren DNA in der Studie entschlüsselt wurde

Erbgut von drei lebende und elf ausgestorbenen Arten

Ein Forscherteam um David Reich von der Harvard Medical School in Boston (USA) hat in der Studie die Verwandtschaftsverhältnisse der „Elefantiden“ anhand von 14 Genomen ihrer verschiedenen Vertreter untersucht. Darunter waren die drei heute lebenden Elefantenarten – Afrikanischer Steppen- und Waldelefant sowie Asiatischer Elefant (Elephas maximus) – sowie der ausgestorbene Europäische Waldelefant, das Wollhaarmammut, das Präriemammut (Mammuthus columbi) und das Amerikanische Mastodon (Mammut americanum).

Auch bei den Mammuts gab es außerartlichen Sex, fanden die Forscher weiters heraus, nämlich zwischen Wollhaar- und Präriemammuts. Genetisch sauber getrennt sind hingegen die beiden heute in Afrika lebenden Elefantenvertreter, die man teilweise nicht als unterschiedliche Arten angesehen hat, erklärte Kurt W. Alt vom Zentrum für Natur- und Kulturgeschichte der Menschen an der Danube Private University in Krems.

Einer der Forscher hält einen Teil eine Schienbeinknochens in der Hand, der von einem sibirischen Wollhaarmammut stammt

JD Howell (McMaster University, Hamilton, Ontario

Teil eine Schienbeinknochens von einem sibirischen Wollhaarmammut, mit dem DNA gewonnen wurde

Zwei Arten in Afrika

Afrikanische Steppen- und Waldelefanten bilden zwar immer wieder Kreuzungen (Hybride), wo sich ihre Verbreitungsgebiete überlappen, dies hinterlasse langfristig aber keine Spuren auf ihrem Erbgut. Dies solle man beim Artenschutz berücksichtigen, wo man sie einzeln betreuen muss, und nicht als (meist) getrennt lebende Vertreter der selben Spezies.

Im Gegensatz zu bisherigen Annahmen habe der ausgestorbene Europäische Waldelefant drei Vorfahren: Steppenelefant, Wollhaarmammut und der Vorgänger heutiger Waldelefanten. Das Amerikanische Mastodon wiederum habe sich vor zehn bis 28 Millionen Jahren im Stammbaum von der Elefantenfamilie getrennt.

Die aktuelle Studie ist das Resultat eines Projekt, das vor über zehn Jahren begonnen hat: Im Elephant Genome Project wurde das Erbgut von mehreren Elefantenarten entschlüsselt.

science.ORF.at/APA

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