Ratten: Kooperation unter Fremden

„Wie du mir, so ich dir“ - gegenseitige Unterstützung war bei der Entstehung von Kooperation vielleicht wichtiger als Verwandtenhilfe. Experimente mit Ratten zeigen: Sie helfen Artgenossen, die sie zuvor unterstützt haben. Verwandten wird weniger geholfen als Fremden.

In einer Welt voller egoistischer Gene und Individuen war es lange Zeit unklar, wie durch die Evolution Kooperation entstehen konnte. Viele Forscher meinten, „Verwandtenselektion“ sei dafür verantwortlich, denn nah verwandte Tiere haben viele idente Gene.

Die Studie

„Relatedness decreases and reciprocity increases cooperation in Norway rats“, Proceedings of the Royal Society B, 7.3.2018

Unterstützen sie zum Beispiel Geschwister, trägt das dazu bei, dass die gemeinsamen Gene weitergegeben und verbreitet werden. In jüngster Zeit bekam dieser Mechanismus jedoch Konkurrenz von der „Gegenseitigkeit“, also dass auch wildfremde Individuen einen Vorteil in der natürlichen Auslese haben, wenn sie einander helfen.

Gegenseitigkeit zählt

Der österreichische Biologe Michael Taborsky vom Institut für Ökologie und Evolution der Universität Bern hat mit seiner Doktorandin Manon Schweinfurth bei Ratten experimentell untersucht, welcher der beiden Mechanismen wichtiger ist. Die Nager konnten einander paarweise leckere Haferflocken zuschieben. Sie taten dies viel häufiger, wenn sie von den jeweiligen Partnern schon früher solche einen Freundschaftsdienst erhalten haben, berichten die Forscher.

„Zu unserer großen Überraschung tauschten verwandte Ratten untereinander weniger Hilfe aus, als nicht-verwandte“, erklärte Taborsky der APA. Das Prinzip Gegenseitigkeit funktioniere dennoch auch bei Geschwistern, allerdings helfen nichtverwandte Tiere generell mehr. „Wir konnten also zeigen, dass der evolutionäre Mechanismus, auf dem Kooperation beruht, nicht der Lehrmeinung entsprechend ‚Verwandtenselektion‘, sein kann, sondern ‚Gegenseitigkeit‘“, sagt er.

science.ORF.at/APA

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