Schlafstörungen haben sich verfünffacht

Schlafstörungen plagen heute mehr Menschen in Österreich als noch vor zehn Jahren, sagt eine Studie der Medizinischen Universität Wien. Gründe dafür könnten Sorgen und Smartphones sein.

Man liegt im Bett und kann nicht einschlafen oder man wacht auf, Stunden bevor der Wecker läutet. Und das regelmäßig. Mit solchen Problemen kommen die Menschen ins Schlaflabor an der Wiener Universitätsklinik für Neurologie, erzählt Stefan Seidel, Leiter des Labors. „Bedenklich“ findet es der Neurologe, dass sich die Einschlaf- und Durchschlafstörungen in den letzten zehn Jahren vervielfacht haben. Er hat 2017 mit seinem Kollegen Gerhard Klösch und der Epidemiologin Eva Schernhammer von Zentrum für Public Health der MedUni Wien 1.000 Personen zwischen 18 und 65 Jahren zu ihren Schlafgewohnheiten befragt und die Daten mit Befragungen aus den Jahren 1997 und 2007 verglichen.

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Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag im Morgenjournal: 15.3., 7:00.

Probleme einzuschlafen hatten im vergangenen Jahr 30 Prozent der Befragten - das sind fünfmal so viele Menschen wie noch zehn Jahre zuvor. In der Nacht regelmäßig aufwachen und nicht richtig durchschlafen können: Das kennt die Hälfte, während es 2007 nur ein Viertel war. Dass die Schlafstörungen so drastisch ansteigen, ist neu. Denn zwischen den Jahren 1997 und 2007 gab keinen signifikanten Anstieg. Schlafforscher Stefan Seidel überrascht das nicht: „In den letzten zehn Jahren hatten die Leute mit der Finanzkrise zu kämpfen. Sie hat bei vielen existenzielle Ängste heraufbeschworen, die wesentlich zu Schlafstörungen beitragen. Und dann haben sich die Technologien, die wir im Alltag verwenden, weiterentwickelt." Das erste iPhone kam 2007 auf den Markt und läutete das Smartphone-Zeitalter ein. Wer den Bildschirm mit ins Bett nimmt, schläft schwerer ein.

Nur Wenige suchen Hilfe

„Etwa die Hälfte fühlt sich von ihren Problemen, die sie beim Schlafen haben, auch tagsüber beeinträchtigt, etwa durch Konzentrationsprobleme“, so Seidel. Sie leiden daher an klinischer Schlaflosigkeit. Trotzdem suchen sich nur 16 Prozent der Betroffenen Hilfe. Dabei müsse man nicht gleich den Arzt aufsuchen, sagt der Neurologe. Tipps könne man sich auch in der Apotheke oder im Internet holen.

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Am 16.3. ist Weltschlaftag

Der Schlafforscher empfiehlt, vor dem Schlafengehen geistig und auch elektronisch abzuschalten. Aber auch sich keinen Druck zu machen und es zu akzeptieren, wenn es einmal nicht so klappt mit dem Durchschlafen, sei wichtig: „Ich darf durchaus in den frühen Morgenstunden ein- bis zweimal wach werden. Das wird mich nicht um meine Erholung bringen. In den ersten Schlafstunden habe ich die meiste Erholung und dann ist für den Körper schon viel getan.“ Ansonsten helfe es, tagsüber körperlich aktiv zu sein und keinen Alkohol oder schweres Essen vor dem Schlafengehen zu konsumieren.

Übrigens: Das Nickerchen tagsüber ist beliebter geworden: Das macht heute rund jeder Dritte, vor zehn Jahren war es noch jeder Vierte.

Katharina Gruber, Ö1-Wissenschaft

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