Hälfte der Welt von Wassermangel betroffen

Die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Gebieten, die zumindest zeitweise von Wassermangel bedroht sind. Dies geht aus dem UNO-Weltwasserbericht hervor, der am Montag in Brasília auf dem Weltwasserforum vorgestellt wurde.

An der Konferenz in der brasilianischen Hauptstadt nehmen bis Freitag über 10.000 Experten und Expertinnen aus über 100 Ländern teil.

Der Einfluss des Klimawandels auf den Wasserbestand der Flüsse, die Wasserversorgung in Städten und die Finanzierung nachhaltigen Wassermanagements gehören zu den Hauptthemen der Beratungen in Brasília. „Ziel des Forums ist, die wissenschaftlichen und technischen Erkenntnisse den Entscheidungsträgern der Gesellschaft näher zu bringen“, erklärte zum Auftakt der Konferenz der Vorsitzende des Weltwasserrats, der Brasilianer Benedito Braga. Das erste Weltwasserforum fand 1997 in Marrakesch statt.

Nachfrage steigt jedes Jahr

Heute leben laut Weltwasserbericht 3,6 Milliarden Menschen und damit fast die Hälfte der Weltbevölkerung in Gebieten, die mindestens einen Monat pro Jahr von Wassermangel bedroht sind. 2050 könnten es bis zu 5,7 Milliarden sein.

„Wenn wir nichts tun, werden bis 2050 mehr als fünf Milliarden Menschen unter Wassermangel leiden“, sagte die UNESCO-Generaldirektorin Audrey Azoulay bei der Vorstellung des Berichts. Von der Natur inspirierte Lösungen könnten eine wichtige Rolle bei der Verbesserung von Wasserversorgung und -qualität spielen, erklärte sie weiter. Dafür brauche es die Zusammenarbeit „aller“ - vor allem auch, um „Konflikte ums Wasser“ zu vermeiden.

Die globale Nachfrage nach Wasser ist laut dem Bericht zuletzt pro Jahr um etwa ein Prozent gestiegen. Die Nachfrage werde in den nächsten zwei Jahrzehnten weiter deutlich zunehmen. Einige der Gründe dafür seien Bevölkerungswachstum, wirtschaftliche Entwicklung und veränderte Konsummuster. Zugleich verändere die Klimaerwärmung den globalen Wasserkreislauf: „Feuchte Regionen werden in der Regel feuchter und trockene Regionen noch trockener.“

“Grüne“ statt „graue“ Lösungen

Sogenannte graue - von Menschen entwickelte - Infrastrukturlösungen wie etwa Stauseen, Bewässerungskanäle und Kläranlagen reichten zur Problemlösung inzwischen nicht mehr aus, sagte der Hauptautor des Berichts, Richard Connor. In vielen Fällen seien „naturbasierte Lösungen der Wasserbewirtschaftung“, darunter die Nutzung von Feuchtgebieten oder effizientere Grundwasseranreicherung nachhaltiger und kosteneffizienter als die traditionelle „graue“ Infrastruktur.

„Die Natur spielt eine einzigartige Rolle bei der Regulierung der unterschiedlichen Funktionen im Wasserkreislauf“, betonte Connor. Diese Fähigkeiten sollte sich die Menschheit zunutze machen.

Vorbilder aus New York und China

Als Beispiel für erfolgreiches „grünes“ Wassermanagement nannte der Bericht New York. Die US-Metropole bewahrt seit den späten 1990er-Jahren mit Hilfe von Umweltschutzanreizen für Bauern und dem Schutz ihrer Wälder ihre drei größten Wassereinzugsgebiete. Sie spart so jährlich mehr als 300 Millionen Dollar (243,88 Mio. Euro) bei der Wasseraufbereitung.

Auch China setzt laut dem Bericht auf naturbasierte Lösungen: Bis 2020 sollen 16 Städte ihre Böden und Feuchtgebiete so bewirtschaften, dass sie 70 Prozent des Regens speichern und somit die Wasserversorgung der Städte unterstützen.

Naturbasierte Lösungen seien gerade in den explodierenden Städten vieler Schwellenländer einfach umzusetzen, sagte Connor: „Anstelle alles mit Beton zuzukleistern, könnte man noch mal Nachdenken und mehr grüne Zone behalten.“ Denkbar seien auch begrünte Dächer oder Wände.

science.ORF.at/dpa/AFP

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